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sommerfrischeDas Glück auf den Kanaren

Ja, ich wollte meinen Urlaub „im Norden“ verbringen. Nicht, weil ich allzu regionalpatriotisch veranlagt wäre. Oder weil der Finanzminister, kurz zuvor, den Urlaub zugunsten meiner Rente streichen wollte. Eher schon wegen des Radfahrens. Der Landschaft. Und vielleicht auch, um ein bisschen Geld zu sparen.

An der Elbe sollte es entlanggehen, von Hamburg aus – und wenigstens bis Dresden. Zwei Wochen waren dafür verplant. Dass hätte sogar noch gereicht, um bis Prag zu fahren.

Das erste Rad war schon am Stadtrand von Hamburg verbraucht: Kettenriss. Nichts zu machen. Nicht am Samstagnachmittag, nicht in den umliegenden Parzellen. Leider war auch an der S-Bahn am Mittleren Landweg wenig zu wollen, „wegen eines massiven Polizeieinsatzes“, wie die knarzende Stimme aus dem Lautsprecher unablässig verkündete. Irgendein herrenloser Koffer am Hamburger Hauptbahnhof.

Nahe Lüneburg dann gab es ein neues Fahrrad, Familienbestände zwar, aber frisch erworben. Sollte also kein Problem sein. Und zum AKW Krümmel in Tespe ist’s von da aus auch nicht mehr weit.

Das Rad hielt bis zum nächsten Tag. Der fällige Platten erreichte uns wie der ebenso fällige Regen, nahe eines idyllischen Dörfchens namens Landsatz. Mitten auf dem Elbdeich also, wo es sich besonders gut unterstellen lässt. Um ein Loch zu flicken. Dann noch eins. Und noch mal eins zu finden.

Erneuter Gewitterregen gibt einem sodann die gute Gelegenheit, Pause zu machen und Kontakt mit der ortsansässigen Bevölkerung aufzunehmen, eines 14er-Chrom-Vanadium-Schraubenschlüssels wegen. Ist der erst einmal beschafft (Bauer Schwemer sei Dank), dauert es auch gar nicht mehr lange. Und die Nabenschaltung ist kaputt.

Im ersten Gang gleiten wir gen Damnatz, viel Bewegung soll ja auch gegen Sommerdepression gut helfen. An so etwas wie „Zelten“ ist in Gatow schon lange nicht mehr zu denken, das nächste freie Hotelbett gehört uns. Die Heizung haben sie dort schon angestellt, wohlige Wärme umgibt uns, und der Fernseher beruhigt: Der Wetterbericht sagt, dass alles bleibt wie es ist. Am nächsten Abend sind wir wieder zu Hause. Nach einer kleiner Odyssee mit der Bahn, vorbei an unzähligen leeren Milchkannen, die sich Bahnhof nennen. Sie wissen schon.

Am nächsten Tag lese ich die taz, und ganz entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten: auch die Kleinanzeigen. Und was entdecke ich da? Ein großartiges und doch spottbilliges Häuschen auf La Gomera. Ganz schlicht, so wie wir zivilisationsgeschädigten Städter es gerne mögen. Mit einem Outdoor-Sofa, von dem aus man ins Tal, aufs blaue Meer schauen kann. Einem riesigen Terrassengarten. Sonnenuntergangskino. Meeresrauschen bei Tag und Nacht. 28 Grad im Schatten. Am nächsten Tag war ich da. Politisch ganz unkorrekt. Aber unverschämt günstig.

Und was soll ich sagen? Glück kann so einfach sein. JAN ZIER

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