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Tanz auf dem Alpenvulkan

EISHOCKEY In der Liga wird es nach langem Vorgeplänkel ernst. Im Duell der Kölner gegen die Mannheimer stehen vor allem die Coaches Uwe Krupp und Hans Zach im Mittelpunkt

Die Playoffs

■ Die Teams: Acht Mannschaften stehen im Viertelfinale der Playoffs. Dabei führt Hamburg in der maximal sieben Spiele dauernden Serie mit 1:0 gegen Iserlohn. Krefeld liegt gegen Ingolstadt vorn, genauso wie Wolfsburg gegen Nürnberg. Auch Köln hat sich einen Vorteil gegenüber Mannheim verschafft. Nach Abschluss der Hauptrunde lag Hamburg in der Tabelle vorn. Es folgten Krefeld, Nürnberg und die Mannheim Adler, die in zwei Kategorien führend sind in der Liga. Sie sind das fairste Team und haben den besten Zuschauerschnitt (12.934 pro Partie) vor den bereits eliminierten Eisbären Berlin (11.550).

AUS KÖLN CHRISTIANE MITATSELIS

Hans Zach, 64 Jahre alt, ist einer von zwei Eishockey-Trainern, die in Deutschland auf der Straße erkannt werden. Er ist seit Anfang des Jahres Coach der Adler Mannheim, die sich im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gerade mit den Kölner Haien auseinandersetzen. Deren Übungsleiter Uwe Krupp, 48, ist der andere Eishockey-Trainer, der überall erkannt wird.

Köln führt in der Serie, die Haie gewannen am Sonntag 1:0 in Mannheim. Im Spiel ging es gesittet zu. Während beim Parallel-Viertelfinalduell zwischen Krefeld und Ingolstadt eine zünftige Massenschlägerei ausbrach, war die Partie zwischen den Adlern und Haien „hart, aber fair“, wie Zach bemerkte. Ein Mannheimer Patzer im Spielaufbau führte zum Kölner Tor, das Philip Gogulla erzielte. Krupp hatte einem Kampf „um jeden Zentimeter Eis“ gesehen, er wird heute Abend (19.30 Uhr) der Kölner Arena fortgeführt.

Maximal sieben Spiele kann es geben, dann ist einer der beiden raus – was die Liga sehr bedauern würde. Denn früh in den Playoffs muss ein Zugpferd ihres Randsports ausscheiden. Beide Vereine haben große Hallen, viel Tradition, massenweise Fans und sind gespickt mit Nationalspielern und verdienten Veteranen wie Jochen Hecht (Mannheim) oder Mirko Lüdemann (Köln).

Im Vordergrund steht aber das Trainer-Duell Zach gegen Krupp. Es ist ungefähr so, als träfen im Fußball von Rudi Völler und Joachim Löw gecoachte Mannschaften aufeinander.

Sowohl Zach als auch Krupp waren Eishockey-Bundestrainer, beide auf ihre Art erfolgreich. Der überzeugte Oberbayer Zach (Kampfname: Alpenvulkan) pflegte von 1998 bis 2004 einen schnörkellosen Defensivstil. Stanley-Cup-Sieger Krupp (Kampfname: King Kong), nach langen Jahren in den USA und Kanada wieder in seiner Geburtsstadt Köln zu Hause, stand von 2005 bis 2011 an der deutschen Bande und ließ ebenfalls schnörkellos spielen, aber auch etwas moderner, mutiger und einen Tick erfolgreicher. Während Zach bei Weltmeisterschaften regelmäßig ins Viertelfinale kam, erreichte Krupp 2010 bei der Heim-WM das Halbfinale – der größte deutsche Erfolg in der Eishockey-Neuzeit. Wer setzt sich nun in der DEL durch? Der deutsche Traditionalist Zach oder Krupp, dessen Eishockey-Heimat eher Nordamerika ist?

Beide Trainer sind bemüht, die Sache herunterzuspielen. Es gehe allein um die Teams, ist auf beiden Seiten zu hören. Zudem überschütten sie sich gegenseitig mit Lob. „Uwe Krupp hat in Köln viel aufgebaut. Er arbeitet wie ich viel mit deutschen Spielern“, sagt Zach über den Kollegen, der seit 2011 bei den Haien wirkt. Krupp bezeichnet Zach als „sehr guten Trainer“.

„Zuletzt ist die Mannschaft Meister geworden, deren Trainer am wenigsten gequatscht hat“

UWE KRUPP

Er setzt dabei sein Pokergesicht auf, überhaupt mag er während der Playoffs nicht viel sprechen, vor allem nicht orakeln. „Zuletzt ist die Mannschaft Meister geworden, deren Trainer am wenigsten gequatscht hat“, sagt Krupp und hat dabei den maulfaulen Don Jackson im Kopf, den ehemaligen Coach der diesmal bereits gescheiterten Eisbären Berlin. Jackson gewann mit Berlin fünf Titel; im letzten Jahr durch einen Finalsieg gegen die Haie, der Krupp aufgrund der Chancenlosigkeit seiner Kölner sehr zusetzte.

Ein gutes Stück lockerer, geradezu altersmilde gibt sich Zach. Er war im Gegensatz zu Krupp, der als Trainer noch keinen Titel holte, schon vier Mal deutscher Meister (dreimal mit Düsseldorf, einmal mit Hannover). In Mannheim ist Zach als Feuerwehrmann nach der Entlassung von Harold Kreis eingesprungen. Er macht den Job nur bis zum Ende der Saison. „Mannheim ist definitiv meine letzte Station“, sagt der Fast-Rentner. Der alte Alpenvulkan ist trotzdem noch aktiv, zumindest ein bisschen. An der Bande tobt und brüllt er manchmal noch wie früher. „Wir wollen sehen, was noch geht“, erklärt er – oder anders ausgedrückt: Ein Titel zum Abschluss wäre für Zach schön, muss aber nicht sein.

Krupp ist in dieser Hinsicht weniger entspannt. Er hat in Köln einen Vertrag bis 2017 und will sich in seiner Heimatstadt unvergesslich machen. Die Leute auf der Straße, berichtet er, sprächen ihn oft an und fragten: „Ihr gewinnt doch den Titel, oder?“ Auch das hat Zach schon hinter sich, er war von 2002 bis 2006 Coach in Köln und wurde 2003 Vizemeister.

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