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„Die Rennbahn ist unverzichtbar“

KONFLIKT Pferdefreund Jan Antony Vogel über umstrittene Baupläne des Deutschen Fußball-Bundes

Jan Antony Vogel

■ Der 61-jährige Rechtsanwalt ist sein einem Jahr Geschäftsführer des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen. Das ist der Dachverband für alle deutschen Vollblutzüchter und Galopprennbahnen. Er ist zudem Präsident des Neusser Reit- und Rennvereins.

Heute entscheidet der Deutsche Fußball-Bund, wo sein neues „Leistungs- und Kompetenzzentrum“ entstehen soll. Favorit ist ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zur DFB-Zentrale in Frankfurt-Niederrad. Auf dem Grundstück befindet sich allerdings eine Galopprennbahn, auf der regelmäßig wichtige Rennen stattfinden. Außerdem dient die Bahn Vollblütern als Testlaufstrecke.

taz: Herr Vogel, heute könnte das Ende der Rennbahn in Niederrad besiegelt werden. Bereitet Ihnen das Sorgen?

Jan Antony Vogel: Der Standort in Frankfurt ist für den gesamten Rennsport und die Vollblutzucht unverzichtbar. Das haben wir sowohl dem DFB, der Stadtverwaltung als auch dem Betreiber der Anlage, dem Frankfurter Renn-Klub, klargemacht. Wir wollen uns für den Erhalt der Bahn einsetzten.

Es ist die einzige Galopprennbahn in Hessen. Was würde es für den Rennsport und die Pferdezucht bedeuten, wenn die Bahn wegfiele?

Das wäre dann auf der Landkarte ein weißer Fleck, den wir nicht ersetzen können. Alle Züchter und Besitzer aus der Umgebung müssten weite Strecken auf sich nehmen, um anderswo unterzukommen.

Das Grundstück gehört der Stadt Frankfurt. Hat der Frankfurter Renn-Klub gar kein Anrecht darauf?

Derzeit besteht noch ein laufender Pachtvertrag. Allerdings gab es im Laufe der Zeit Schwierigkeiten mit dem Pachtverhältnis, da der Verein zwischenzeitlich insolvent war. Hätte es diese Probleme nicht gegeben, wäre die Entscheidung der Stadt vielleicht anders ausgefallen.

Gibt es für Sie keine Ausweichmöglichkeiten?

Nein, Alternativen im Raum Frankfurt gibt es keine. Wir müssten eine komplett neue Anlage bauen. Dafür fehlen die finanziellen Mittel.

Warum will der DFB gerade dieses Grundstück?

Die Stadt hat den Verantwortlichen einige Grundstücke angeboten, aber das in Niederrad ist das einzige, was ihren Vorstellungen entspricht. Für die Stadt ist es wichtig, den DFB an sich zu binden, damit er nicht auf die Idee kommt, sich für seinen Komplex samt Präsidium einen neuen Standort in Berlin oder anderswo zu suchen.

Die Entscheidung der Verantwortlichen scheint ja bereits festzustehen, war es Ihnen nicht möglich, früher einzugreifen?

Wir haben erst sehr spät davon erfahren. Es gab schon über einen längeren Zeitraum Gespräche zwischen der Stadt und dem Frankfurter Renn-Klub, aber wir wissen eigentlich erst seit einer Woche Bescheid. Seitdem haben wir uns darum bemüht, allen Beteiligten klarzumachen, dass wir den Standort unbedingt erhalten wollen.

Haben Sie Kontakt zum DFB aufgenommen?

Wir haben mit einigen Präsidiumsmitgliedern geredet. Die sind momentan noch in der Entscheidungsfindung. Wenn sich der DFB für das Grundstück entscheidet, dann werden wir sofort mit den Verantwortlichen klären, ob es nicht möglich ist, dass Rennbahn und Leistungszentrum koexistieren. Wir wären auch bereit, den Verwaltungssitz für Vollblutzucht von Frankfurt in unsere Zentrale nach Köln zu verlegen.

Die Rennbahn hat erst kürzlich ihr 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Finden Sie es nicht unsportlich vom DFB, eine so traditionsreiche Einrichtung zu verdrängen und dem hessischen Rennsport zu schaden?

Der Deutsche Fußball-Bund hat auf jeden Fall viele Möglichkeiten, wenn er neu bauen möchte. Ob dann ein DFB-Komplex mit Fußballplätzen, Verwaltungsgebäuden et cetera an einer Stelle entstehen muss, wo bereits eine andere Sportanlage steht, das ist die Frage. Es wäre auf jeden Fall schön, wenn die Sportverbände untereinander intensiver miteinander kommunizieren könnten, um direkt zu klären, ob man nicht noch eine gemeinsame Lösung findet.

INTERVIEW: MAHAD THEURER

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