press-schlag: „Der Spaltpilz sprießt nicht mehr in den Nischen unseres Verbandes“
Die Fußballmächtigen Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger arbeiten den Spieltag auf
Gerhard Mayer-Vorfelder (MV) und Theo Zwanziger sitzen in einer Frankfurter Hotellobby. Der Expräsident des Fußball-Bundes und der Alleinpräsident des DFB sitzen in braunen Ledersesseln und kämpfen gegen die morgendliche Müdigkeit an.
Zwanziger: „MV, noch ’n Kaffee mit Schuss?
MV: „Danke, auf meinen Bypässen ist eh schon Rush-our, wie der Klinsi sagen würde.“
Zwanziger: „Wer?“
MV: „Der Klinsmann.“
Zwanziger: „Der Spaltpilz sprießt ja nicht mehr in den Nischen unseres Verbandes, Gott sei Dank.“
MV: „Und, gestern Fernsehen geguckt?“
Zwanziger: „Und ob. Meinen Tippschein kann ich in die Tonne treten. Bayern versagt, Bremen geschlampt. Vermaledeite Liga.“
MV: „Tja, hättest den DFB-Wettkanal durchsetzen sollen, dann hätte so ein Gemurkse der Vergangenheit angehört!“
Zwanziger: „Der Kanal kommt noch.“
MV (zwinkert der Bedienung zu): „Noch ’n Tässchen. Aber gut durch.“
Zwanziger: „Bitte noch ein Wasser, Leitungswasser.“
MV: „Theo, was hast du mit den Schiris gemacht? In Aachen hat so ’n Typ das Spiel abbrechen wollen, weil ein Fan gehustet hat.
Zwanziger: „Das hat alles seine Bewandtnis. Die Schiris greifen hart durch, wenn unsere farbigen Mitbürger von den Rängen aus attackiert werden.“
MV: „Und was ist mit Kahn?“
Zwanziger: „Wegen der Bananen und dem Uh-Uh?“
MV: „Exakt.“
Zwanziger: „Beschäftigt sich der nächste Außerordentliche DFB-Bundestag mit. Ist ein komplexer Fall.“
MV: „Damit kennst du dich ja bestens aus, Theo.“
Zwanziger: „Wie bitte?“
MV: „Nicht übel, wie die Aktie der eigenen Ich-AG von 50 auf 100 Prozent steigen kann.
Zwanziger: „MV, wir wissen deine Arbeit zu schätzen, aber deine Zeit ist abgelaufen, außerdem hast du komfortable Alterssitze bei der Fifa und Uefa. Besser geht’s doch wirklich nicht.
MV: Ach, du hast ja recht, aber manchmal, wenn ich an den Klinsi denke und die Jungs vom Nationalteam, da wird mir weh ums Herz, dann möchte ich am liebsten nach Kalifornien reisen und mit dem Jürgen in Erinnerungen schwelgen.
Zwanziger: „Musste gar nicht so weit fahren.“
MV: „Nee?“
Zwanziger: „Nee. Geht jetzt auch mit dem Wortmann und seinem Sommermärchen.“
MV (rezitiert gedankenschwer): „Noch immer das hölzern pedantische Volk / Noch immer ein rechter Winkel / In jeder Bewegung, und im Gesicht / Der eingefrorene Dünkel.“
Zwanziger: „Falsche Jahreszeit, MV.“
MV: „Verdammt, ich werd’ alt.“
Zusammengestellt von Markus Völker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen