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Art Forum: Im Westen nichts Neues

Ein Klavier, ein Ventilator, daneben ein Fernseher und davor ein umgedrehtes Fahrrad. Die Installation, mit der der amerikanische Künstler John Armleder in diesem Jahr zur Kunstmesse Art Forum angerückt ist, darf man getrost paradigmatisch nehmen. Denn das Ensemble mitsamt einem berühmten Flaschentrockner nimmt so überdeutlich Bezug auf Marcel Duchamp, dass es schwer fällt, das zu übersehen.

Armleders These ist natürlich provozierend. Seit Duchamp hat sich nicht viel geändert. Höchstens die Objekte. Hat aber etwas für sich, wenn man Michael Sailstorfers Installation aus einem Mixer, einer Gasflasche und einem Berg Popcorn am Stand der Berliner Galerie Johann König sieht. Die Souveränität, mit der Armleder der selbst ernannten Avantgarde eine ironische Absage erteilt, ist irgendwie beruhigend. In der Masse dann aber doch langweilig. Und so sucht man Zeitgemäßes und nicht nur Zeitgenössisches auf diesem Art Forum vergebens. Abgegrabbelte Verkaufsschlager wie Georg Baselitz tauchen hier zum Glück selten auf.

Aber gegen den bunten Antimilitarismus des siebzigjährigen Japaners Teiichi Kanaami, des Begründers der japanischen Pop-Art, wirkt der manieristische Historienkitsch eines Neo Rauch, der von sich selbst sagt, er sei popsozialisiert, plötzlich so was von altbacken. Die Konzentration auf 100 statt bisher 130 Galerien, deren sich die beiden neuen Messedirektoren Eva Mari Häusler und Peter Vetsch rühmen, macht die Messe zwar übersichtlicher, aber nicht zwingend attraktiver. Immerhin kann man hier Bekanntschaft mit unbekannten Galerien machen. In dem Non-Profit-Space „Utopien Slums“ aus Melbourne etwa loten junge Künstler sensibel ästhetische Alternativem zum technologischen Fortschritt aus.

Klug kuratierte Schau

Bei so viel ästhetischem Beharrungsvermögen verwundert es nicht, dass die Innovationen in diesem Jahr von der Co-Messe „abc-light camera action“ ausgehen, die direkt vis-à-vis der Messe residiert, in dem eigens renovierten Marshall-Haus, einem Grimmek-Bau aus den fünfziger Jahren. Hinter abc verbirgt sich eine Initiative, bei der Berliner Galeristen das Konzept der Messe als Edelsupermarkt mit einer klug kuratierten Themenschau zu unterlaufen suchen.

In den vergangenen Jahren gab es auf dieser „art berlin contemporary“ Konzepte für die Kunst im öffentlichen Raum und Skulpturen zu sehen – für eine Messe also durchaus Schwerverkäufliches. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Film. Von einer frühen Arbeit der 2009 verstorbenen Konzeptkünstlerin Hanne Darboven bis zu digitalen Videos des 1968 geborenen Erik Schmidt sind da faszinierende Arbeiten zu sehen. Auf hohem Niveau kann man sich hier von der Idee freimachen, dass in der Kunst immer ewige Werte geschaffen werden (müssen). „Kopierer 1“ hat der Fotograf Wolfgang Tillmans eine wunderbar nüchterne, zehnminütige Videoarbeit genannt, bei der man eigentlich nur von hinten auf die Glasfläche und die Abdeckhaube eines Vervielfältigers schaut. Im Hintergrund tönt das wiederkehrende Geräusch des Kopierschlittens. INGO AREND

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