piwik no script img

american pieWider Recht und Gesetz

Raub, Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und verdeckte Zahlungen: Um die Moral im US-Sport scheint es alles andere als gut bestellt zu sein

Es war eine aufregende Woche im amerikanischen Sportgeschehen. Allerdings weniger auf dem Platz als abseits davon. Eine kleine Rundreise durch die USA auf den Spuren des Polizeiberichts:

Columbus, Ohio . Maurice Clarett, ehemaliger Star der Football-Mannschaft der Ohio State University, wurde am Montag wegen Raub und illegalen Waffenbesitzes zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Bei guter Führung könnte der jetzt 22-Jährige nach dreieinhalb Jahren bereits wieder freikommen. Vor vier Jahren führte der Running Back seine Universität noch zur Meisterschaft, doch danach ging es bergab. Clarett wurde von Ohio State suspendiert und später von Profiteams wegen Übergewicht und Trainingsrückstand entlassen. Sein Anwalt hofft nun, die Verurteilung könnte die Profikarriere seines Klienten wieder in Gang bringen: „Es gibt Gefängnisse in Ohio, in denen es die Möglichkeit gibt, sich in Form für Football zu bringen.“

Pittsburgh, Pennsylvania. Auf dem Campus der Duquesne-Universität wurden in der Nacht zu Sonntag fünf Spieler des Basketball-Teams durch Schüsse verletzt. Der 23-jährige Sam Ashaolu, ein Cousin des ehemaligen NBA-Stars Hakeem Olajuwon, schwebt nach einem Kopfschuss ins Lebensgefahr. Die Polizei geht davon aus, dass es bei einer Studentenparty Streit gab zwischen den Spielern und dem späteren Schützen. Der Grund: Eifersucht. Nach der Auseinandersetzung verließen die Basketballer die Feier und wurden vom Täter bis auf das Gelände der 128 Jahre alten katholischen Hochschule verfolgt. Dort fielen dann die Schüsse. Der Verdächtige ist flüchtig.

New Orleans, Louisiana. Reggie Bush, neuer Star der New Orleans Saints, wird beschuldigt, er und seine Familie hätten während seiner Zeit an der University of Southern California von zwei Sport-Agenten Geschenke und Geld im Wert von mehr als 100.000 Dollar angenommen. Das jedoch ist College-Sportlern und ihren Verwandten verboten. Die Agenten hofften, der mit der Heisman-Trophy als bester College-Footballspieler ausgezeichnete Running Back würde bei ihnen unterschreiben, sobald er Profi wird. Bush ließ verlauten, er wisse von nichts: „Wenn sich der Rauch erst mal verzogen hat, wird man sehen, dass wir nichts falsch gemacht haben.“ Nun droht ihm die Aberkennung der Heisman-Trophy, seine ehemalige Universität muss mit Sanktionen rechnen.

Uniontown, Pennsylvania. Ein ehemaliger Trainer einer Baseball-Kindermannschaft wurde am Donnerstag der Anstiftung zur Körperverletzung für schuldig befunden. Das Geschworenengericht sah es als erwiesen an, dass Mark Downs einem seiner Zöglinge 25 Dollar versprochen hatte, wenn der einen neunjährigen, autistischen Mitspieler spielunfähig macht. Beim Aufwärmen wurde der autistische Junge von Bällen in der Leiste und am Ohr so verletzt, dass er bei dem wichtigen Playoff-Spiel nicht auflaufen konnte. Dem 29-jährigen Ex-Coach drohen nun bis zu fünf Jahre Gefängnis, er wird aber wohl mit Bewährung davonkommen, weil er nicht vorbestraft ist.

Greeley, Colorado. Ein Unbekannter stach am Montagabend vergangener Woche einem Football- Spieler der University of Northern Colorado in den rechten Oberschenkel. Das Opfer, Rafael Mendoza, ist Punter des Teams und wird wegen der 12 Zentimeter tiefen Wunde im Schussbein nun mehrere Wochen fehlen. Der Tat verdächtigt wird Mitch Cozad. Der Ersatz-Punter wurde verhaftet und auf Kaution vorerst wieder freigelassen. Die Universität hat ihn suspendiert. Eine Freundin sagte, Cozad sei „extrem enttäuscht gewesen wegen der Football-Mannschaft“. Statt auf der Ersatzbank wird Cozad demnächst vermutlich im Gefängnis schmoren. Seine Ex-Teamkollegen gewannen am vergangenen Samstag denkbar knapp 14:13 gegen Texas State – ironischerweise weil dem Gegner ein Punt gründlich misslang.

THOMAS WINKLER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen