DOPPELTER UND DREIFACHER VERPACKUNGSWAHN IN THAILAND: Plastik statt Jute
VON NICOLA GLASS
Egal, wohin ich in Bangkok zum Einkaufen gehe: Oft schleppe ich hinterher einen Haufen Plastiktüten mit mir herum. Dabei nehme ich mir immer vor, alles in meinem Rucksack oder der Jutetasche zu verstauen. Letztere müsste ich hinter meinem Kühlschrank hervorwühlen. Aber das vergesse ich häufig. Und daher landen die vielen Tüten dann doch wieder bei mir.
Immerhin wehre ich ab, wenn die Verkäufer mir selbst winzige Päckchen Kaugummi oder Bonbons extra verpacken wollen. Und beim Kauf eines Stücks Kuchens zum Mitnehmen stecken sie auch noch Gäbelchen und Löffelchen aus Plastik mit dazu. Letztere aber schiebe ich wieder über die Theke zurück.
In den vielen Supermärkten steht hinter dem Kassierer noch ein weiterer Angestellter, der nur dazu da ist, die Waren in Plastiktüten zu verpacken. Manches wird doppelt und dreifach eingeschlagen. Hinzu kommt, dass Lebensmittel fein säuberlich von Waren wie Klopapier oder Hundefutter getrennt verstaut werden. Auch das muss ich als Verbraucherin zurückweisen, zumal vor meinem geistigen Auge riesige Berge an Plastikmüll entstehen, die ja irgendwie entsorgt werden müssen.
Vieles wird gar nicht erst recycelt, sondern lieber weggeworfen, wo es dann in der heißen und feuchten Luft verrottet und zu stinken anfängt. Putzig wird es, wenn einige ihr vermeintliches Umweltbewusstsein zur Schau stellen. Sie laufen in T-Shirts und mit Täschchen herum, die Ökoslogans tragen wie „Ich bin keine Plastiktüte!“. Und dabei können sie ihre plastikverpackten Einkäufe kaum schleppen.
Klar gibt es immer wieder Versuche, mehr Umweltbewusstsein zu schaffen. Aber viele werden halbherzig angegangen. Etliche Initiativen schlafen nach kurzer Zeit wieder ein. Zum Beispiel hatte Bangkoks Stadtverwaltung vor längerer Zeit vorgeschlagen, dass Einwohner und Firmen einmal im Monat an einem bestimmten Wochentag abends für fünfzehn Minuten das Licht ausschalten sollten. Damit wollte Thailand ein Zeichen gegen Energieverschwendung und globale Erwärmung setzen. Wenn ich richtig gezählt habe, haben wir Bangkoker das genau zwei Mal durchgehalten.
Während einer anderen Umweltkampagne wurden öffentlich Taschen und Beutel aus Stoff verteilt. Aber an die hat sich hier keiner so richtig gewöhnt. Die gute alte Plastiktüte bleibt die Verpackung Nummer eins.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen