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Großmachtphantasien dank kleinem Italiener

Gegen Dynamo Dresden stellte der Wuppertaler SV Borussia seine Wettbewerbsfähigkeit in der dritten Liga unter Beweis. Gästetrainer Norbert Meier war nach dem 1:3 betrübt, weil er im Bergischen „keinen Blumentopf“ gewann

WUPPERTAL taz ■ Nach so einem Spiel hatte Gaetano Manno auch kein Problem damit, nur leicht geschürzt Interviews zu geben. Tropfnass, lediglich mit einem Badetuch um die Hüften, watschelte er am Samstag Nachmittag mit den Badelatschen die paar Meter von der Kabine zur so genannten „Mixed-Zone“, wo sich Journalisten und Fußballer unterhalten dürfen, im Wuppertaler Stadion am Zoo und wirkte ziemlich glücklich.

Beim verdienten 3:1-Sieg des Wuppertaler SV Borussia gegen Dynamo Dresden trug er mit zwei Toren maßgeblich zum Sturz des ehemaligen Regionalliga-Spitzenreiters bei. Die Saisontreffer vier und fünf (49. und 65. Minute) gelangen ihm zwar mit freundlicher Unterstützung der Dresdner Abwehrspieler. „Aber den Riecher für solche Situationen musst du auch erst mal haben. Mein erstes Tor war glücklich, das zweite abgezockt“, sagte der WSV-Stürmer frisch geduscht.

Der kleine Italiener könnte beim ehemaligen Fußball-Bundesligisten aus dem Bergischen Land noch ganz groß rauskommen, wenn er weiter so die Ruhe vor dem Tor behält. Bei seinem Ex-Verein VfL Bochum fühlte er sich vom damaligen Trainer Peter Neururer hingehalten, durfte nur in zwei Spielen der ersten Bundesliga auflaufen. Über den Umweg Regionalliga will der 24-jährige Stürmer wieder nach oben. Am liebsten mit dem Wuppertaler SV, der nach dem Sieg auf den dritten Platz der Drittliga-Tabelle kletterte.

In der vergangenen Woche beim 0:0 in Erfurt noch leidenschaftslos, zeigten die Wuppertaler vor nur 6.095 Zuschauern (2.000 aus Dresden) ein anderes Gesicht. „Wir haben ein höllisches Tempo vorgelegt, sehr schnell und variabel nach vorne gespielt“, sagte Uwe Fuchs. Sorgte der WSV-Trainer in den vergangenen Spielen schon mal wegen seiner haarscharf an der Realität vorbeigehenden Analysen für Erstaunen, mochte ihm diesmal keiner widersprechen. „Ich hatte von der Mannschaft einen Sieg zu null gefordert, kann aber mit dem einen Gegentor leben. Alle, die heute nicht im Stadion waren, sollten sich ärgern“, meinte der frühere Kölner, Bielefelder und Düsseldorfer Bundesligaprofi Fuchs.

Geärgert hat sich vor allem Norbert Meier. In der vergangenen Saison noch Trainer beim Bundesligisten MSV Duisburg, hat er nach dem 1:3 am Zoo erkannt, worum es zwei Klassen tiefer geht. „Entscheidend ist, auswärts dagegenzuhalten, sonst gewinnt man keinen Blumentopf. Da erwartet ich viel mehr.“ Für die Entstehung der Gegentore machte er individuelle Fehler seiner Spieler verantwortlich. „Das hat nichts mit technisch oder taktischen Schwächen zu tun, wenn du solche Böcke baust. Wir haben den Gegner eingeladen.“

Neben Gaetano Manno „bedankte“ sich dafür auch Michael Lejan in einer beeindruckenden Art und Weise bei den Dresdner Kollegen. Sein perfekter Volleyschuss nach 17 Minuten aus gut 25 Metern durfte ein heißer Kandidat auf das „Tor des Monats“ sein. Endlich einmal trat der Belgier mit dem leicht französischen Akzent den Beweis dafür an, warum er mannschaftsintern den Spitznamen „Micoud“ trägt.

Der WSV leistete sich nur nach dem Dresdner Anschlusstreffer zum 2:1 (51. Minute Stocklasa) eine Schwächephase, spielte ansonsten attraktiven Fußball mit ansehnlichen Toren und muss in dieser Form zu den Aufstiegskandidaten gezählt werden. Auch wenn WSV-Spielmacher Mike Rietpietsch, der nach vierwöchiger Auszeit (Bandscheibenvorfall) sich mit einer ordentlichen Leistung zurückmeldete, widersprach. „Ich denke nicht, dass wir ein Spitzenteam sind. Aber wir bleiben nach dem Sieg auf jeden Fall oben dran.“

THOMAS BESCHE

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