bhumipol und gummitwist von WIGLAF DROSTE:
Zur parlamentarischen Demokratie gehört die Trennung von Regierung und Repräsentation; für Letztere ist hierzulande der Bundespräsident zuständig. Er muss Hände schütteln und die daran hängenden Menschen mit Namen erkennen und ansprechen können. Das ist schwer; auch der zur Schau getragene präsidiale Gesichtsausdruck, der nahelegen soll, es vollziehe sich Bedeutsames, Würdiges oder doch wenigstens Erwähnenswertes, erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin.
Ein Bundespräsident, so er kein Kretin wäre, vergäße nicht, dass er rein ornamentalen Zwecken dient. Um nicht der Peinlichkeit anheim zu fallen, ließe er gelegentlich dezent durchblicken, dass er schon wüsste, an welcher Farce er Anteil hat. Nicht so der derzeitige Präsident Horst Köhler. Ins Amt gehievt, weil die CDU so gar keinen anderen Kandidaten hatte, nutzt der Mann jede Gelegenheit, sich öffentlich zu spreizen. Ehrgeizig und mit überagiler, pfadfinderhafter Angestrengtheit „bringt er sich ein“, wie man das nennt, „engagiert sich“, mahnt an, ruft auf – kurz: Er macht sich rund um die Uhr wichtig. Dabei ist Köhler von einer erstaunlichen naturbelassen beschränkten Begeisterung über die Bedeutung, die er sich selbst beimisst.
Irgendetwas rattert ihm eben immer durch seinen Kopf, und prompt verströmt er es salbungsvoll in die Welt. Für „Religionsunterricht“ macht er sich stark und wirft sich für „Islamunterricht in deutscher Sprache“ ins Breschholz. Man hört’s im Radio und möchte vergehen vor so viel breitgetretener Bedeutungsheischerei. Die Empfehlung, vor dem Islam zu kuschen, paart Köhler mit dem Wunsch, den Restverstand, also das Mittel gegen religiöse Gehirnverbreiung, zugunsten von schulisch verabreichtem Glaubensgedöns fortzuwerfen.
Von Luschen regiert und von einem Zudringling repräsentiert werden ist deutsches Leben. Ich wandte mich ab – als der Radioapparat unverhofft Schönes sendete: „… der thailändische König Bhumipol sprach der Armee das Vertrauen aus“, hörte ich den Nachrichtensprecher sagen. Wie entzücktend: König Bhumipol! Was für ein Name! Bhumipol, o ja, Bhumipol! Bei König Bhumipols Armee konnte es sich selbstverständlich nur um eine aus der „Augsburger Puppenkiste“ handeln: Blechbüchsenarmee, roll, roll, roll!
Globalisierung, richtig aufgefasst, kann auch Spaß machen: Warum Horst Köhler ertragen, wenn man König Bhumipol haben kann? Köhler, Köhler, / Öder Nöler: / Außen Gummi, innen hohl. / Ich will König Bhumipol!
Bhumipol ist mein Mann. Seit Zoppo Trumpp und Ivar Buterfas hat kein öffentlicher Mensch allein Kraft seines Namens mir so ans Herz gefasst. Singen will ich zum Lobe König Bhumipols:
Es fühlt sich König Bhumipol / Im Bett nur ohne Gummi wohl. / Gern isst der König Bhumipol / Den Riesenschirmling Parasol, / Und Weiß- und Rot- und, glaubst du wohl, / Spitz-, Rosen-, Grün- und Blumenkohl. / Dann trinkt er etwas Alkohol / Und schläft. Der König Bhumipol. / So sorgt für sein und aller Wohl / Der Gummikönig Bhumipol.
Das ist genau die gute Nachrede, wie ein Mann mit dem schönen Namen König Bhumipol sie verdient. So wahr ich Kalle Wirsch heiße.
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