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kurzkritik: junges theater goes überseeInbrünstig ironiefrei

Nur je ein Phonem ist sie entfernt von der Staunerei wie der Sauerei – und beide sollen sie in der „Stauerei“, der neuen Spielstätte des Jungen Theaters, ihre Rollen spielen, hieß es zur Einweihung am Sonnabend.

Das Ex-Verladelager in der Überseestadt wird also zum Labor für Experimentelles: Vorgeschmäcker bot schon die Eröffnung. Katharina Franck verschmolz in Perfektion das Kunstfertige und das Herzzerreißende ihrer Songwritersongs. Auch Maren Stracks Idee, sich enorme Kufen unter die Stiefel zu schnallen, traf allenthalben auf Staunen, denn es gelang ihr damit vorzüglich, ICE-Rattergeräusche nachzuahmen und stets rhythmisch zu variieren, ehe Langeweile aufkommen konnte. Dies böse Wort fiel auch später nicht. Peter Liechtenstein trat mit Discomusik, Barry-White-Stimme und Lebensweisheiten an, „das zurecht verpönte Format des Alleinunterhalters zu retten“. Dem Ensemble des Jungen Theater glückte die Inszenierung vielfältigster Seebewohner vom meuternden Matrosen über Nixe und Fisch zum brechtschen Hafenarbeiter. An Aufbruchspathos wurde nicht gespart. Gemeinsam war allen Einweihungsgästen die inbrünstige Intonation; Ironie Fehlanzeige. Und als vorläufigen Höhepunkt setzte Lilo Wanders tags drauf mit „Sex ist ihr Hobby“ endlich auch die Sauerei ins Recht. robert best

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