piwik no script img

Kita ist kein Allheilmittel

betr.: „Kulturrevolution im Gluckenland“, taz vom 29. 9. 06

Ihre zahlreichen Artikel über Familienpolitik sind für mich als Vater dreier Söhne und als selbstständiger Nervenarzt und Psychotherapeut in Teilzeit immer wieder Grund zu Kopfschütteln. Warum werten Sie die Eltern, die sich aus voller Überzeugung und Freude tagsüber ihren Kindern zuwenden, so sehr ab? Sind Sie neidisch? Oder haben Sie einfach nicht verstanden, dass eine Kita kein Allheilmittel ist? Sie suggerieren aufs Neue, dass angestrebte Beziehungsstabilität in Institutionen (mit teilweiser hoher Personalfluktuation) die Kleinkinder gleichermaßen stärkt wie familiäre Bindung.

Ich würde Sie gerne in meiner Praxis Mäuschen spielen lassen, wenn ich biografische Anamnesen erhebe und sehr häufig das Funkeln in den Augen der Menschen sehe, die mit Zufriedenheit schildern, dass die Eltern im Alltag für sie da gewesen sind. Sie lassen eines außer Acht: Es ist wunderschön, tagsüber Zeit mit den eigenen Kindern verbringen zu können, die noch frischen Berichte aus Kindergarten und Grundschule beim Mittagessen zu hören und selber Wärme und Geborgenheit zu geben. Diese Freude mit „Gluckentum“ zu verwechseln, ist geradezu dumm. STEFAN ERDMANN, Hilden

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen