: Dreimal Aids in dreißig Minuten
TV „Ich bleibe immer positiv“ (22.15 Uhr, ZDF)
Würde er noch aus meinem Glas trinken? Von meinem Brötchen abbeißen? Das fragt sich Louisa oft. Louisa heißt gar nicht Louisa. Sie will nicht erkannt werden, weil sie HIV-positiv ist. Von ihrer Krankheit weiß fast niemand. Nicht einmal ihre Freunde. Nicht einmal ihre Kinder. Die vierfache Mutter hat sich nach ihrer gescheiterten Ehe während einer kurzen Beziehung infiziert. Als sie von ihrem zweiten Ehemann schwanger ist, erhält sie die Diagnose. Wären ihre vier anderen Kinder nicht, führe sie mit dem Auto vor einen Baum.
Während Louisa das erzählt, sieht man nie ihr Gesicht, sie ist verpixelt. „Ich bleibe immer positiv! Starke Frauen mit HIV“ zeigt in 30 Minuten drei Schicksale. Das der 39-jährigen Louisa und ihres Versteckspiels. Das von Doreen, die gerade 30 geworden ist und allen von ihrer Krankheit erzählt hat. Und das von Patricia, die schwanger ist und Angst hat, ihren Sohn anzustecken.
Doch „Ich bleibe immer positiv!“ ist kein Film darüber, wie schwer es ist, offen zu einer Krankheit zu stehen, die noch immer stigmatisiert wird. Es ist kein Film darüber, wie es ist, ungewollt mit HIV schwanger zu sein. Es ist auch kein Film darüber, wie eine Frau vor den eigenen Kindern ein Doppelleben führt. Es ist ein Film, der vieles thematisiert und dabei leider an der Oberfläche bleibt. Drei Frauen, drei Leben – drei Fremde.
Gerne würde man erfahren, wie es Doreen geschafft hat, sich vor KollegInnen und FreundInnen zu outen. Oder wie es dazu kam, dass Doreens Gesicht auf einer Straßenbahn prangt neben dem Satz „Ich kann mit Aids umgehen“. Eine Kampagne der Aidshilfe, für die sie sich nun engagiert. Dass es sich dabei um eine bundesweit einzigartige Aktion der Aidshilfe Braunschweig unter dem Motto „Aids braucht positive Gesichter“ handelte, muss selbst recherchieren, wer mehr wissen will. Die Geschichten hinter den Gesichtern erhellt der Film nicht wirklich, er verbleibt im Schemenhaften. DIANA AUST
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen