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Publikum enttäuscht Investor

Die Hamburg Freezers spielen besseres Eishockey als je zuvor. Gestern fegten sie Augsburg mit 7:2 souverän vom Eis. Die Zuschauerresonanz aber blieb hinter den Erwartungen zurück

VON CHRISTIAN GÖRTZEN

An der Show vor dem Spiel kann es kaum liegen, dass bei den Heimpartien der Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga jedes Mal 2.000 bis 4.000 Sitzplätze frei bleiben. Die Show ist beeindruckend, etwas sehr amerikanisch, kommt aber beim Publikum an.

In der verdunkelten Color Line Arena werden Feuerwerkskörper gezündet, Funkenfontänen sprühen. Eine martialisch aussehende Figur, die auch im Sortiment der „Masters of the Universe“ ihre Daseinsberechtigung hätte, rast auf einem Quad über das Eis. Schließlich soll der „Freezer“, das blau-weiße Masken-Maskottchen des Klubs, das Eis brechen: Der hellblaue Lichtpunkt unter seinen Füßen breitet sich zu knackenden Geräuschen immer weiter aus, bis er sich über die ganze Eisfläche erstreckt.

Hier hat die Show leichte Schwächen: Auf einer gebrochenen Eisfläche lässt nicht gut Eishockey spielen. Den Fans dürfte das egal sein, solange die Ergebnisse stimmen. Und das taten sie bisher. Von den ersten elf Saisonspielen gewannen die Hamburg Freezers acht. Im Gegensatz zur vergangenen Serie, als die „Kühlschränke“ den Start verpatzten, gehörten sie in ihrer fünften DEL-Saison von Anfang an dem Kreis der Topteams an.

Obwohl die Freezers attraktiv spielen wie selten zuvor, ist ein Zuschauerboom bisher ausgeblieben. Selbst gegen den Spitzenreiter Mannheim Adler wurde die 10.000er-Marke nicht geknackt. Lediglich 9.289 Fans kamen in die Arena, die 12.759 Zuschauern Platz bietet.

Im September kamen im Vergleich zum Vorjahresmonat zu den Heimspielen knapp 700 Fans weniger. „Die Sonntagsspiele werden leider nicht so angenommen wie die am Freitagabend“, sagte Freezers-Geschäftsführer Boris Capla. Der herrliche Spätsommer habe den Rest besorgt.

Capla zeigte sich mit der bisherigen Resonanz zwar „noch ganz zufrieden“. Einige Male war er aber doch enttäuscht: Das Heimspiel gegen den Meister Eisbären Berlin zum Beispiel fand zwar an einem Sonnabend um 15.30 Uhr statt, zur klassischen Anstoßzeit der Fußball-Bundesliga. Ein Wettstreit mit dem HSV um die Gunst des Publikums war aber ausgeschlossen, weil die Hamburger an diesem Tag in Frankfurt spielten. Trotzdem kamen zu dem Eishockey-Spiel gegen Berlin nur 9.638 Zuschauer. Noch weniger waren es am Abend zuvor gegen die Kölner Haie: Lediglich 9.060 Fans füllten die Ränge.

Caplas Optimismus hat das nicht getrübt. „Ich glaube, das Spiel am Sonnabend ist gut angekommen“, sagt Capla. „Es gibt immer mehr große Hallen in Deutschland.“ Man müsse flexibler werden, um sie zu füllen.

Der Grund für den Rückgang der Zuschauerzahlen dürfte vor allem an den gestiegenen Erwartungen des Publikums liegen. Nur der Titel zählt. Die Fans warten ab, wie sich die Spielzeit gestaltet. Seit der Saison 2002/03, als aus den München Barons die Hamburg Freezers wurden, spielen die „Kühlschränke“ in der DEL. Die Ergebnisse waren in den ersten Jahren mager – gerade vor dem Hintergrund, dass die Klubführung mit stattlichen Etats von bis zu 7,1 Millionen Euro in die Spielzeiten startete.

Besonders in der vergangenen Saison hat die Mannschaft Kredit verspielt. Den muss sie nun zurückgewinnen. Gestern kam sie dabei einen Schritt voran: Die Freezers gewannen vor 8.500 Zuschauern gegen die Augsburger Panther souverän mit 7:2 (2:2, 4:0, 1.0) und belegen nun Rang drei der Tabelle.

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