Theater: Das gemeine Wesen
Es ist wohl der Ratlosigkeit von Hermann Bohlen geschuldet, dass sein Werk über den „bröselnden Kitt der Gesellschaft“ kein moralischer Appell, sondern sehr amüsant ist. In einem Krankenzimmer gehen zwei Insassen mit allen Rechts- und moralischen Titeln aufeinander los. Sie schimpft ihn „Billiglieger“, er nutzt ihre Hilflosigkeit aus, sich für ihre Unhöflichkeit zu rächen. Unterbrochen wird das Idyll von Lautsprecherdurchsagen, die das Hospital als echte Dienstleistungsterrororganisation ausweisen, wo jede Wohltat als Kundendienst aufgerechnet wird. Eine höhere Macht zwingt die beiden und Oberarzt Professor Gottfried Huss (toll: Harald Halgardt) bei Strafandrohung (so stellen sich Untertanen alles Höhere vor), eine Gesellschaft konkurrierender Rechtssubjekte zu „heilen“ – wobei denen wieder nichts Besseres einfällt als ein Mythos. ASL
14., 15., 20., 21., 22., 25., 27. & 28. Oktober, 20 Uhr, Tor 48
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
