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leserinnenbriefe

Alle reden von Gorleben

■ betr.: „Widerstand XXL“, taz vom 8. 11. 10

Ich war auch da und finde es klasse, dass sich wieder Widerstand im Lande regt. Ich habe gehört, dass gleichzeitig in Hannover 10.000 Leute gegen zunehmende Armut und gegen die Zentrierung des Kapitals auf die Straße gegangen sind und relativ zum Gorlebener Massenphänomen bei der Presse kaum Beachtung gefunden haben. Solidarische Grüße an die Teilnehmer.

Öko-Strom-Erzeuger werden die Neureichen von Morgen sein und sie werden aus (hohen) neuen Ökosteuer-Beiträgen, die auch von Hartz-IV-Empfängern und Niedrigverdienern geleistet werden müssen, ihre Gewinne machen. Trotzdem und selbstverständlich wollen wir deshalb keine AKWs behalten! Die Forderung nach Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums darf deswegen nicht vergessen werden und muss bei jeder Demo ein zentrales Thema sein.

GABRIELE MARKOVIC, Bremen

Regierungsparteien abwählen

■ betr.: „Widerstand XXL“, taz vom 8. 11. 10

Es ist fast unglaublich, wenn man über Nachrichten und Medien verfolgt, was sich derzeit rund um Gorleben abspielt. Ja, es stimmt, allen denen, die vor Ort gegen die Atompolitik in diesem Land protestieren, gehört unser Respekt und Dank. Ja, es stimmt auch, dass ich selbst zu denen gehöre, die aus den verschiedensten Gründen mich nicht auf Gleise setze, um mich danach von der Staatsmacht verprügeln zu lassen. Aber es gibt noch einen Weg, sich dagegen zu wehren und endlich die Zeichen auf Widerstand XXXL zu setzen: diese Regierungsparteien endlich massiv abzuwählen und im Übrigen zu einem alternativen Stromanbieter wechseln. Denn was sich nicht verkaufen lässt, wird auch nicht produziert.

Ansonsten möchte ich unserer Bundeskanzlerin nur zurufen, dass „Schottern“ möglicherweise zwar ein Straftatbestand sein mag. Aber vom Verhältnis her müsste dann die Bundeswehr gegen die Deutsche Bank, RWE und Co. ausrücken, um den dortigen Straftätern das Handwerk zu legen. Es herrschen seltsame Gesetze manchmal in diesem Land und eine erschreckende Einschüchterungspolitik von oben. THOMAS HENNIG, Bergisch Gladbach

Befürworter sind Minderheit

■ betr.: „Die Rebellion der Bürger“, taz vom 8. 11. 10

Auch die Berichterstattung wird sich an die Mehrheitsverhältnisse gewöhnen müssen: Atomkraftbefürworter sind eine Minderheit! Eine Minderheit, die im Moment noch über die Exekutive verfügt. Die Mehrheit der Bevölkerung ist jedoch für eine Energie ohne Profitgier und Gewissensbelastung gegenüber den kommenden 1.000 Generationen. AXEL GEORGES, Offenburg

Aktive Salzstöcke

■ betr.: „Die schönsten Atomklos der Welt“, taz vom 5. 11. 10

Bei der Diskussion über die Eignung von Salzstöcken als mögliche Endlager für hochradioaktiven Müll mit sehr langer Halbwertzeit wird ein ganz wesentliches Problem vergessen oder verdrängt: Die andauernde tektonische Aktivität von Salzstöcken. Aufgrund seiner geringeren Dichte wurde und wird das Steinsalz vom dichteren Umgebungsgestein verdrängt; es reagiert plastisch und steigt nach oben, wobei es pilzförmige Salzdome bildet. Die dabei durchbrochenen, teilweise Wasser führenden Deckschichten werden an ihren Rändern ebenfalls nach oben verschleppt. Diese Bewegung (= Salztektonik) dauert noch weit in die Zukunft hinein so lange an, bis der isostatische Ausgleich erfolgt ist, also alles Salz aus dem Untergrund an die Oberfläche gewandert ist. Damit ist zwingend erwiesen, dass es sich bei Salzstöcken keinesfalls um sichere, sondern v. a. im Hinblick auf die projektierte Lagersicherheit von einer Million Jahre um tektonisch aktive und damit höchst unsichere potenzielle Endlager handelt. Leider steht zu befürchten, dass die intellektuellen Grobmotoriker an den Schalthebeln der Macht solche Erkenntnisse kaum gewinnen wollen/können. GERD SIEBRASSE, Göppingen

Sondermüll fürs Volk

■ betr.: „Der Castor-Transport rollt“, taz vom 6. 11. 10

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, Sie haben den Eid abgelegt, Schaden vom deutschen Volk abzuhalten. Wie steht es damit beim Thema Atompolitik? Welcher Betrieb Deutschlands darf Produkte herstellen und den Müll der Öffentlichkeit überlassen und das noch mit Sondermüll?! Bedeutet nicht Schaden vom deutschen Volk abzuwehren die Produktion einzustellen und die Atomindustrie sofort zu stoppen? Ach, ich verstehe, vielleicht bekommen Sie ja einen Posten in der Atomsparte nach der nächsten verlorenen Wahl! Ich danke Ihnen für die Durchsetzung der „Rechtsstaatlichkeit“ in Gorleben. ANDREAS VAHLBRUCH, Liebenau

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