INVALIDEN1: Madame, Sie haben da etwas am Kopf!
Etwas kopflos geht es in der Ausstellung des in Belgien geborenen Noé Sendas zu. Und je länger die Bilder mit dieser auffällig aufgeräumten surrealistischen Ästhetik wirken, desto ärgerlicher stimmen sie mich. Vor allem in ihrer Anzahl, die in Penetranz umschlägt. Sicherlich kann es nicht oft genug gesagt werden, dass Frauen immer wieder auf Klischees reduziert werden und ihre persönliche Identität verlieren. Nur ist das schon eine Weile kein allein weibliches Problem mehr. Und zudem sollte es dann erst recht darum gehen, den Menschen Gesichter und somit mehr als Charakter zu verleihen. Dass die BetrachterInnen bei wegretuschiertem Kopf sich einfacher mit der abgebildeten Person oder, nennen wir es besser: mit dem Arrangement arrangieren können, hat einen faden Beigeschmack. Aber doch sind die Bilder, die Sendas vor allem auf Flohmärkten findet, einscannt und bearbeitet, einfach schön anzusehen. Nicht zuletzt, da sie an die Surrealisten der zwanziger und dreißiger Jahre erinnern und man sie daher nicht in einer nazistische Ecke wissen möchte. Aber diese Kopflosigkeit macht einen ganz wuschig, denn tatsächlich setzten FotografInnen wie Man Ray oder Meret Oppenheimer ganz klar auf das Spiel mit dem menschlichen Antlitz, allerdings weitestgehend ohne es verschwinden zu lassen. Aber nichts und niemand fällt bei Senda wirklich aus dem Rahmen. Still und starr hängen die gerahmten Bilder an ihren Nägeln. Und schon wieder fühle ich mich als gesichtsloses Objekt, das eine Kulisse bereichert, beeinflusst, vielleicht auch inspiriert. Irgendwie spooky! MJ
■ Eröffnung: 24. April, 19 Uhr, bis 7. Juni, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Schönleinstr. 25
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