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betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Abende wie diese brauchen natürlich überhaupt keine Vorankündigung. Man muss eigentlich nur den Namen des Regisseurs flüstern, und schon rennt alles los. „Martin Wuttke“ wird jetzt also auch hier geflüstert. Denn der inszeniert mal wieder in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Und spielt auch noch selber mit in der eigenen Inszenierung! Und ein paar weitere tolle Schauspieler sind ebenfalls dabei, Jasna Fritzi Bauer und Britta Hammelstein zum Beispiel. Ach so, den Titel des Abends müsste man vielleicht auch noch sagen: „Trompe l’amour“. Das kommt von „Trompe-l’oeil“, worunter man in der Kunstgeschichte illusionistische Täuschungen auf Gemälden versteht. Und wir ahnen natürlich, was das für den Blick dieses Abends auf die Liebe zu bedeuten hat. „Verlorene Illusionen“ heißt der Roman von Honoré de Balzac, der unter dieser Überschrift zur Aufführung gelangt. Indirekt jedenfalls, müsste man vielleicht noch hinzufügen, wie man schon bei vorangegangenen Balzac-Adaptionen von oder mit Martin Wuttke an der Volksbühne feststellen konnte. Aber das macht gerade den Witz der Sache aus! (Volksbühne: „Trompe l’amour“, Premiere 24. 4., 19.30 Uhr).

Auch im Theater an der Parkaue stehen als Theateradaptionen zwei Stoffe der Weltliteratur auf dem Programm: Die Performance-Gruppe norton.commander.productions hat sich Daniel Defoes berühmten Roman „Robinson Crusoe“ vorgenommen, dessen zivilisationskritische Fragen immer noch wichtig und richtig sind. Sascha Bunge bringt eine Bearbeitung von Rudyard Kiplings weltberühmtem Dschungelbuch auf die Bühne, dass Bernd Heiber in seiner Bearbeitung „Das Gesetz des Dschungels“ einmal etwas anders als zum Beispiel das Disney-Studio gelesen hat. (Theater an der Parkaue: „Robinson Crusoe“, Premiere 27. 4., 16 Uhr; „Das Gesetz des Dschungels, Premiere 29. 4., 10 Uhr).

Das Gesetz des Dschungels herrschte lange auch in der deutschen Hochkultur. Das Gesetz des Stärkeren nämlich, das klar regelt, wer mitmachen darf und wer nicht. Aber dann kam das Ballhaus Naunynstraße (sozusagen wie Mowgli) um die Ecke und mischte diese Gesetze auf. Am 28. 4. gibt es nun ein Gespräch mit den aktuellen Ballhaus-Leitern, mit Wagner Carvalho und Tuncay Kulaoglu, die über Arbeitsweisen, kulturpolitische Motive aber auch die Frage sprechen werden, wie ihre eigene künstlerische Entwicklung verlief. Und über die Leitfrage ihres Theaters: Kann postmigrantisches Theater festgefahrene Diskurse über „Integration“ und „Differenz“ erschüttern? (Ballhaus Naunynstraße: „Empört Euch? Das tun wir schon lange!“, 28. 4., 17 Uhr).

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