WALPURGISNACHT IM WEDDING: Tausende bei Demonstration gegen Gentrifizierung
Eine Stunde vor Beginn der Demo deuten an der Kreuzung Müllerstraße und Seestraße in Wedding lange Kolonnen parkender Polizeiwagen darauf hin, dass es hier bald krachen könnte. Doch der große Knall wird bei der antikapitalistischen Walpurgisnacht ausbleiben – nur einige Feuerwerkskörper explodierten. Selten ging es so ruhig zu, wenn am 30. April gegen Gentrifizierung, Rassismus und Kapitalismus demonstriert wurde.
Gegen 19 Uhr haben sich hunderte Demonstranten um den Lautsprecherwagen versammelt. Es sind meist junge Menschen: Studenten, Anwohner, Kurden, Türken, Griechen, auch der Schwarze Block ist recht groß. Musik tönt aus den Boxen, es wird Bier aus Plastikbechern getrunken, die die Polizei verteilt. Zwei Weddinger Jungs rappen, die Menge jubelt, dann ertönt traditionelle kurdische Musik.
Trotz allen Feierns hat die Demo ein politisches Anliegen: „Der 30. April soll der Kampftag der MieterInnen werden“, sagt Martin Steinburg, Sprecher des Bündnisses „Hände Weg vom Wedding“, das die Demo veranstaltet. Sie richte sich gegen Gentrifizierung in allen Bezirken.
Die Route der Demo, laut Veranstalter „kein Spaziergang“, ist sieben Kilometer lang. Die Menge läuft schnell und stoppt nur selten. Mit der Zeit wächst der Zug auf einige tausend Menschen an – die Polizei spricht von 3.000, die Veranstalter sogar von 4.- bis 5.000 Teilnehmern. In der Genter Straße wird auf dem Dach eines Hochhauses ein rotes Bengalofeuer gezündet, ein Banner ausgerollt. „Refugees are welcome“ steht darauf, die Menge bricht in Jubel aus. Gegen 22 Uhr entscheiden die Organisatoren, die Demo kurz vor dem Ziel zu beenden, weil Böller in Richtung einer Polizeiwache fliegen und die Polizei den Zug eng eskortiert. B. KORKMAZ, M. MAYR
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