LESERINNENBRIEFE :
Harte Kerls
■ betr.: „Wir schauen uns in die Augen – wie in einem Western“, taz vom 26. 4. 14
Ich lese Eure Zeitung sehr gerne, aber Enrico Ippolitos Kolumne ist mir schon einigermaßen aufgestoßen.
Es geht um seine, na ja, Auseinandersetzung mit einem 16-jährigen Jungen, den er in der Bahnstation Boddinstraße vom Skateboard schubst: „Er schreit mir ‚Wichser!‘ hinterher, zeigt den Mittelfinger. Ich grinse. Neukölln eben.“ Ist klar, so läuft das in Neukölln. Und am Schluss hat Ippolito den Jungen ja scheinbar wiedergetroffen und durch böses Anstarren dazu gebracht, vor ihm freiwillig vom Board zu steigen. Respekt.
Ist Ippolito auch 16 Jahre alt? Sonst könnte ihm auffallen, dass er sich zwar einerseits über das Klischee Neukölln = Getto lustig macht, aber andererseits verzweifelt bemüht ist, dem Stereotyp des harten Kerls gerecht zu werden, der sich auf den Straßen des Gettos durchsetzt. Sorry, aber ich verstehe nicht, warum die taz so einer spätpubertären Selbstdarstellung nach dem Motto: „Die Straße ist hart, ich bin noch härter“, eine Plattform bietet. MICHAEL SCHÖFFSKI, Köln
Klare Ansagen
■ betr.: „Asyl. Flucht nach vorn“, taz.de vom 29. 4. 14
Die Duldung der Besetzung durch das Bezirksamt war legitim, solange es keine alternative Unterkunft für die Flüchtlinge gab. Ein Teil der Flüchtlinge verspricht sich von der Registrierung möglicherweise nur Nachteile und kann sich ein jahrelanges Leben in der Illegalität vorstellen. Die Schule darf kein Zentrum für solche Personen werden, die entstehende Gefahr für Bewohner und Anwohner kann nicht weiter geleugnet werden.
Frau Herrmann und Herr Panhoff haben es in der Vergangenheit versäumt, klare Ansagen zu machen. Ein „selbst verwaltetes Flüchtlingszentrum“ im Sinne der Aktivisten muss unbedingt verhindert werden. XBURGER, taz.de
Senat spart Transparenz
■ betr.: „Senat spart sich Werbekampagne“, taz.de vom 27. 4. 14
Der Senat spart sich Transparenz und wirbt seit über zwei Jahren für die Bebauung der größten und daher wichtigsten grünen Lunge Berlins. Die Auslagerung von Landesaufgaben in landeseigene Unternehmen und Stiftungen (Tempelhof Projekt GmbH, Grün Berlin GmbH, Stiftung Grün Berlin, Stiftung ZLB) verhindert Kostenoffenlegung. Weder die Anfrage noch die taz klärte bisherige Kosten. Die Geduld der Berliner Steuerzahler ist am Ende. Die Nutzung vorhandener Objekte statt teurer Baulanderschließung und neuer Bodenversiegelung ist Gebot der Stunde. LIESL VOM FELD, taz.de
Gewinne verteilen
■ betr.: „Der erste Schritt zur Umverteilung“, taz.de vom 26. 4. 14
Guter Artikel, der gerade im Fazit die Sache vernünftig zu Ende denkt.
Was ich allerdings anmerken möchte, ist, dass es natürlich noch eine Möglichkeit gibt, wo das Geld für den höheren Lohn herkommen kann: aus dem Unternehmergewinn! Das finde ich schade, dass der Artikel an dieser Stelle nicht über die gängigen Denkmuster hinausreicht. Es wird in dieser Diskussion immer so getan, als gäbe es in einem Unternehmen nur zwei monetäre Stellgrößen – Arbeitslohn und Preis –, sodass zwangsläufig bei höherem Lohn die Preise steigen müssten. Aber ein Teil (oder auch alles, je nach Gewinnsituation) der Lohnerhöhung (die ja als Absolutbetrag sowieso nicht so gravierend ist) könnte durchaus auch aus dem Gewinn, der an den Unternehmer fließt, kommen.
ARNO BIRNER, taz.de
Keine Überstunden
■ betr.: „Der erste Schritt zur Umverteilung“, taz.de vom 26. 4. 14
Die Regelung Mindestlohn ist nicht vollkommen und könnte Nebeneffekte haben. Aber der gesetzlich definierte Mindestlohn ist einfach der erste Schritt auf dem Wege zu einem wirklichen Sozialstaat.
Viele Arbeitnehmer, die weniger als 8,50 Euro verdienen, müssen viele Überstunden machen. Der Arbeitgeber nutzt damit einen Arbeitnehmer aus, der die Arbeit zweier Vollzeitarbeitsstellen erledigt. Viele Menschen werden so ausgenutzt. Und der Arbeitgeber hat weniger Ausgaben. Mit 8,50 Euro/Stunde brauchen solche Arbeitnehmer keine Überstunden, und es müsste eher jemand zusätzlich eingestellt werden.
STEFAN MUSTERMANN, taz.de
Nicht nur angeschlagen
■ betr.: „Thronfolger gesucht“, taz.de v. 28. 4. 14
Bis „angeschlagen“ habe ich noch gelesen, dann reicht es schon. Der Mann ist nicht nur angeschlagen, mit seiner Aussitzerei hat er Kohl’sche Qualitäten in „Lass das Pack pöbeln, ich mache was ich will!“. Niemand steht Berlin momentan derartig im Wege wie Wowereit. Ehrlich, was soll aus einer Stadt werden, in der erst ein Diepchen und dann das Wowereit jahrzehntelang machen dürfen, was sie wollen? Wowereit allein hätte selbst München in den Abgrund gewirtschaftet.
CYNICAL INQUIRER, taz.de
Komplett austauschen
■ betr.: „Hui, die SPD öffnet sich“, taz.de vom 29. 4. 14
Wowereit herrscht in Berlin zusammen mit seinen Hofschranzen wie ein Sonnenkönig. Es wäre an der Zeit, diesen unfähigen Hofstaat komplett auszutauschen. JARED, taz.de
Provinzpolitiker
■ betr.: „Hui, die SPD öffnet sich“, taz.de vom 29. 4. 14
@Jared: Jawoll! Nur gegen wen? Die anderen Provinzpolitiker in dieser unserer Weltstadt haben auch nicht mehr zu bieten. Nur deshalb können sich Gestalten wie Wowereit oder sein Vorgänger Diepgen so lange halten. SPITZBUBE, taz.de
Absoluter Humbug
■ betr.. „NPD-Aufmarsch blockieren? Contra: Lasst sie laufen!“, taz.de vom 25. 4. 14
Laufen lassen? Absoluter Humbug! Da fordert man seit Jahren, Zeichen zu setzen und den Faschisten offensiv entgegenzutreten, und da kommen Sie und meinen: Lasst sie doch laufen! Ich sage: Auf keinen Fall! Wenn man Nazis den kleinen Finger gibt, wird daraus schnell ein erhobener rechter Arm. MARKUS MÜLLER, taz.de
Schlechte Castingshow
■ betr.. „NPD-Aufmarsch blockieren? Contra: Lasst sie laufen!“, taz.de vom 25. 4. 14
Nein. Und wenn sie hundertmal nur ein Teil des braunen Problems sind, auch wenn sie nur die Testidioten zum Ausloten der gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Etablierung des offenen Rassismus sind, ist das alles kein Grund, ihnen den öffentlichen Raum zu lassen. Der einzig gute Platz ist eine schlechte Castingshow oder so was. AUJAU, taz.de
Gerne, ins Teufelsmoor
■ betr.: „Lasst sie laufen!“, taz.de vom 25. 4. 14
Laufen lassen? Gerne, ins Teufelsmoor, die Wüste Gobi, die Antarktis, meinetwegen auch bis zum Merkur. Und dann, liebe Nazis, bitte dableiben. Nicht wieder zurück, ja? VELOPHIL, taz.de
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