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Die kleine Wortkunde

Die Begriffe „Russland“ und „Putin“ sind in der aktuellen Berichterstattung beinahe austauschbar. Kein Wunder, dass bei einem Führerprinzip, wie es der russische Regierungschef vorlebt, immer öfter von PUTINISMUS die Rede ist. Vor allem westliche, aber auch russische Kritiker verwenden den Begriff, um das „System Putin“ zu beschreiben: Putin fördert Patriotismus, betreibt Personenkult, rehabilitiert die Sowjetherrschaft, züchtet Korruption, kontrolliert die Medien, beschneidet Bürgerrechte, unterdrückt Minderheiten – und sichert sich so die Macht.

Putinismus ist ein Neologismus aus „Putin“ und dem Suffix „-ismus“. Mit diesem Suffix werden oft Abstrakta aus Substantiven oder Adjektiven gebildet, die Namen für ein Glaubenssystem, eine Lehre oder eine Ideologie darstellen. Die meisten Kritikpunkte, die unter dem Begriff Putinismus zusammengefasst werden, treffen zu – aber das Wort ist gefährlich. Es klingt vertraut, nach ideologischen Systemen großer Diktatoren, nach Stalinismus oder Maoismus, nach den Namen großer Unrechtsregime, die das Böse symbolisieren. Es ist eine bedenkliche sprachliche Dämonisierung, um Russland zum Gegner zu erklären: Der Putinismus könnte einen veritablen Feind abgeben in Zeiten, wo der Terrorismus zu unübersichtlich geworden und konkrete Feindbilder gebraucht werden, um die Aktivitäten der Nato zu verkaufen. Doch nicht nur der Westen schießt sich immer mehr auf den „Putinismus“ ein – auch viele Russen scheinen sich mit dieser Art von Regierung erschreckend wohlzufühlen. ERIK WENK

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