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Nan Goldins … … Kinder

BILDER Die Fotografin Nan Goldin (linke Seite) hat eine ganze Generation von KünstlerInnen beinflusst (rechte Seite)

VON MARTIN REICHERT

Die Amerikanerin in Berlin hatte seinerzeit ausschließlich Menschen fotografiert, die sie auch liebte: Nan Goldin lichtete sie in ihren Lotterbetten ab, blitzte sie in Szenekaschemmen und Badezimmern an, knipste sie nackt im Wald. Ihre Freunde wurden Kunst – vielen von ihnen sind längst tot, sie starben an Aids. Nan Goldins nach eigenen Aussagen „beste Jahre“, das waren die späten Achtziger und frühen Neunziger in Berlin.

Die nachfolgende Generation digitalisiert nun in fast jedem Moment des Beisammenseins sich selbst und ihre Facebookfreunde. Stellt alles in Netz. Alle sind längst Kunst, und man weiß nicht, wie es genau um ihre Liebe zueinander bestellt ist.

Die Arbeiten von Goldin, ihr Mut zu Nähe, Intimität, Sexualität, haben aber auch eine ganze ihr nachfolgende Generation von Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Filmemachern beeinflusst. Nan Goldin hat ein Negativ in ihren Köpfen hinterlassen. Sie hat dazu ermutigt, den Zauber im unmittelbaren Umfeld zu entdecken, anstatt ihn mühsam zu konstruieren, wenngleich es sich auch bei ihrem Werk keineswegs um ein Album mit Schnappschüssen handelt. Es war vielmehr viel Arbeit, es so aussehen zu lassen.

Nan Goldin, Jahrgang 1953, ist längst ein gefeierter Star der Kunstwelt. So bedeutend, dass die taz sich für diese Veröffentlichung mit derselben Bildauswahl (Seite 30) begnügen muss, wie alle anderen Medien auch.

Die Seite 31 ist daher „Nan Goldins Kindern“ gewidmet: Debra Kate (Berlin), Finn Ballard (Berlin) , Christa Holka (London), Antoine D’Agata (Paris), Iwajla Klinke (Berlin) und Anja Weber (Berlin) stehen in der Tradition von Goldin. Und für das, was Goldin damals einfach umsetzte, gibt es heute sogar einen Namen: Queer Arts.

■ Die Austellung „Nan Goldin. Berlin Work. Fotografien 1984–2000“ ist noch bis zum 28. 3. in der Berlinischen Galerie zu sehen: Alte Jakobstr. 124–128, Mi.–Mo., 10–18 Uhr

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