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„Ein heißes Eisen“

KORRUPTION Politiker und Fachleute informieren über Bremer Aktivitäten gegen Korruption

Kirsten Schubert

■ 53, Ärztin und Gesundheitswissenschaftlerin, leitet seit vier Jahren die Bremer Gruppe von Transparency International.

taz: Wie korrupt ist Bremen, Frau Schubert?

Kirsten Schubert: Das ist schwierig zu sagen, da die Dunkelziffer der Delikte bei 80 bis 90 Prozent liegt. Seit 2007 die Zentrale Antikorruptionsstelle in Bremen ihre Arbeit aufgenommen hat, haben sich die bekannten Fälle verdreifacht. Vorher wollte sich niemand mit dem Thema befassen. Das war ein heißes Eisen.

Wie hoch ist der erzeugte Schaden?

Korruption hat massive Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und auf politischer Ebene, da öffentliche und private Ressourcen verschwendet werden. Für Bremen gibt es keine konkreten Schätzungen. Laut des globalen Korruptionsreports von TI wurden 2009 Schmiergelder in Höhe von 40 Milliarden Dollar an Politiker weltweit gezahlt.

Was unternehmen Sie gegen Korruption?

Wir sind nicht wie Greenpeace, wir ketten uns nicht an Bäume. Wir können nicht strafrechtlich gegen die Täter vorgehen. Wir versuchen präventiv zu arbeiten, damit Korruption gar nicht erst entsteht.

Ein regionales Beispiel...

...wäre hier der Klinikneubau in Mitte. Wir haben erwirkt, dass der sogenannte „Integritätsvertrag“ implementiert wurde. Ein Jurist überwacht als externer Monitor den gesamten Vorgang, vom Vergabeverfahren bis zum Projektabschluss. Er vergleicht Kostenvoranschläge und Investoren. So können Millionen gespart werden. Das ist besonders in einem so kleinen Bundesland wichtig, weil die Wege hier kurz und undurchsichtig sind. Wir machen die Wege transparenter.

Interview: JAHU

15 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5

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