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Das System stürzen

WWW The revolution will (not) be downloaded

taz.lab

■ Das zweite taz.lab ist ein Medienkongress. taz.lab medien mit Freitag-Fabrik findet im Haus der Kulturen der Welt in Berlin statt. Er beginnt am Freitag, 8. April 2011 ab 18 Uhr mit einer Auftaktveranstaltung und wird am Samstag, 9. April 2011 ganztägig fortgesetzt.

■ Eintrittskarten für den Kongess können ab dem 15. Januar 2011 bestellt werden, entweder im tazshop direkt an der Rudi-Dutschke-Straße 23 oder via Internet. Die Karten kosten 10, 20 oder 30 Euro. Wir stellen es unseren BesucherInnen frei, einen dieser Preise zu wählen.

■ Das taz.lab medien ist erreichbar unter taz.lab@taz.de.

Ohne Ironie lässt sich das Wort Revolution schon lange nicht mehr denken, geschweige denn aussprechen. Und trotzdem ist in den vergangenen Jahren recht oft von Revolution die Rede, und zwar immer dann, wenn es irgendwas mit Medien oder genauer mit dem World Wide Web zu tun hat.

Am Anfang begnügte man sich ganz allgemein mit der Bezeichnung „digitale Revolution“. Dazu kamen dann nach und nach die Sparten-Revolutionen wie die von eBay oder Facebook. In den vergangenen Tagen waren es die „Enthüllungen“ von Wikileaks, die nach Meinung vieler Kommentatoren Demokratie und Diplomatie revolutionierten.

Vergangenes Jahr im Juni nannten westliche Journalisten den Aufstand im Iran „Twitter-Revolution“. Oft übersehen wurde allerdings, dass Twitter nicht nur das Medium war, das Journalisten und andere Interessierte als Quelle nutzten, um sich zu informieren, was auf den Straßen Teherans los war. Auch der iranische Geheimdienst nutzte Twitter als Quelle, um sich ein Bild davon zu machen, wer sich auf den Straßen Teherans herumtrieb. Da stellt sich die Frage, ob die revolutionäre Internettechnik nicht gleichzeitig immer auch konterrevolutionär ist.

„Stürzt das System“ steht in westeuropäischen Ländern höchstens noch als verblassendes Graffiti hier und da auf bröckelnden Mauern, doch ernst nimmt das kaum noch jemand. Den Systemabsturz der digitalen Zentralgehirne hingegen schon. Für die einen sind Hacker, die eine Regierungsseite oder eine Unternehmerseite zum Absturz bringen, Revolutionäre. Für den normalen User naht aber die Apokalypse, wenn der eigene Computer abstürzt. Statt alles dran zu geben, das System wieder hochzufahren und zum Laufen zu bringen, wäre vielleicht die revolutionärste aller Haltungen in dieser Situation, wie in so vielen, sich einfach eine Zigarette anzustecken.

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Ab nächste Woche diskutiert jeden Mittwoch um 15 Uhr jeweils einE RedakteurIn oder MitarbeiterIn der taz mit Ihnen im Livechat. Diesen Mittwoch: Chefredakteurin Ines Pohl. Die Ergebnisse des Livechats fließen in das taz.lab medien ein.

Aber wer entscheidet, was nun revolutionär ist? Über das Update der berühmten Zeilen von Gil Scott-Heron: „The Revolution will not be televised“ müssen wir wohl noch reden: „The revolution will not be downloaded“, oder doch? DORIS AKRAP

Die Autorin, geboren 1974, ist taz-Redakteurin und koordiniert mit Jan Feddersen das taz.lab medien

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