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LadenschlussWem nutzen offene Geschäfte?

Alles für das Weihnachtsgeschäft: Die schwarz-gelbe Landesregierung hat das neue Ladenöffnungsgesetz passend zum größten Umsatzmonat des Jahres durchgesetzt. Von einem „Meilenstein der Liberalisierung“ sprach die FDP. Nur wurde den Menschen in NRW eine Liberalisierung geschenkt, die sie offenbar nicht wollen. Nicht einmal die Konzerne glauben daran, dass die neue Freiheit ihnen mehr Umsatz bringt. Zwar werden die Geschäfte gerade in der besagten Weihnachtszeit länger öffnen, im neuen Jahr aber werden die KundInnen aber wieder wie gewohnt um 19 oder 20 Uhr das Geschäft verlassen – und mit ihnen die Angestellten.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Denn lange Öffnungszeiten bedeuten viel mehr, als noch um 21 Uhr Gemüse zu kaufen. Die Verkäuferinnen und Verkäufer, die Kommissionierer und Reinigungskräfte müssen in ihren Betrieben der Novelle erst noch zustimmen. Sollten sie dies nicht tun, muss eine Einigungsstelle berufen werden, der meist einE ArbeitsrichterIn vorsitzt. Ein langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang. Für die Beschäftigten steht viel auf dem Spiel. Erst jetzt tauchen viele Fragen auf, die schon im Gesetzgebungsprozess hätten berücksichtigt werden müssen: Zum Beispiel danach, wie viele Beschäftigte in einem Laden stehen müssen. Keiner der großen Konzerne möchte mehr VerkäuferInnen einstellen, manche planen Aushilfen, andere Überstunden. Niemand will, wie von der Regierungs-Koalition behauptet, mehr Menschen beschäftigen.

Auch nach Geschäftsschluss stehen die MitarbeiterInnen alleine da. Wer nicht mit dem Auto reist, hat das Nachsehen. Denn selbst die Verkehrsverbände in Nordrhein-Westfalen wollen ihre Busse und Straßenbahnen nicht länger fahren lassen. Dies lohne sich nicht, sagen sie. Fragt sich, für wen sich die Neuerung überhaupt lohnt – wenn nicht allein für die schwarz-gelbe Landesregierung, die mit ihrer schnellen Reform wirbt.

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