DER WDR-RUNDFUNKRAT ENTMÜNDIGT SICH BEI DER INTENDANTENWAHL: Gute Wahl, unwürdiges Verfahren
Es gibt eine Neue im Herrenclub namens ARD: Wie erwartet wurde gestern Monika Piel zur Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) gewählt. Die Zahl der Frauen in der ARD-Führung hat sich damit glatt verdoppelt – bislang gibt es nur eine weitere Intendantin in öffentlich-rechtlichen Medien, Dagmar Reim von Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Das ist schon ein kleines Wunder an sich, doch der Wahl von Piel kommt noch eine ganz andere Bedeutung zu. Die bisherige WDR-Hörfunkdirektorin führt nun die mit Abstand größte ARD-Anstalt. An Monika Piel kommt künftig keiner in der ARD vorbei.
Dass die neue Aufgabe für sie nicht ganz leicht wird, versteht sich von selbst. Zum einen kommt Piel vom Radio, die Fernsehgewaltigen im WDR gehören also noch nicht zu ihrer Hausmacht. Zudem hinterlässt ihr Vorgänger Fritz Pleitgen ein anspruchsvolles Erbe: Schließlich war Pleitgen so etwas wie der Übervater der ARD und verkörperte den Anstaltsverbund nach außen wie kein anderer Intendant.
Doch die Wahl von Piel hinterlässt auch einen mehr als schalen Geschmack: Als hätte es all die Debatten um politische Kungelei in den angeblich staatsfernen Anstalten und ihren Rundfunkräten nie gegeben, wurde die Intendantenkür von Köln nochmals als klassische Hinterzimmernummer von SPD und CDU durchgezogen. Erst nachdem der Rückzug aller anderen Kandidaten sichergestellt war, wurde Piel dem wenigstens halbwegs demokratisch legitimierten WDR-Rundfunkrat offiziell vorgestellt. Mit nur einer einzigen Kandidatin wählt es sich eben leichter. Deutlicher kann man seine Geringschätzung vor dem angeblich obersten Gremium im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht ausdrücken. Das gilt übrigens auch für RundfunkrätInnen, die sich so etwas gefallen lassen.
Dieses Verfahren spricht nicht gegen Monika Piel, wohl aber gegen die Usancen beim größten Sender der ARD. Dies ist umso ärgerlicher, als das Image des öffentlich-rechtlichen Senderverbunds beim Gebührenzahler durch PC-Zuschläge und Sportler-Geheimverträge bereits jetzt schon alles andere als glänzend ist. STEFFEN GRIMBERG
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