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„Viel mit Motivation erreichen“

LERNEN Trainer machen im TV vor, wie Hunde zu erziehen sind. Aber taugen deren Methoden auch als Vorbild?

Ute Helwich

■ 63, hat seit 20 Jahren Hunde und entschloss sich an ihrem 60. Geburtstag, Hundetrainerin zu werden. Sie hat sich auf schwierige Fälle spezialisiert.

taz: Frau Helwich, die Hundetrainer im Fernsehen arbeiten mit Leckerchen oder mit gezielten Schubsern. Was ist denn nun richtig?

Ute Helwich: Keine der beiden Methoden würde ich verdammen. Aber in den vielen Hundetrainer-Sendungen wird mit den Tieren oft recht ruppig umgegangen. Das ist bei modernen und seriösen Hundeschulen leicht verrufen und jemand, der im Umgang mit Hunden erfahren ist, weiß das.

Sollte man seinen denn nun so erziehen, wie die Profis im Fernsehen das vormachen und ihn auch mal schubsen?

Lieber nicht, denn wenn die Hunde das in den falschen Hals bekommen, wehren sie sich. Das heißt, sie gehen in die Aggression und dann gibt es definitiv ein Problem.

Wie kann man es besser machen?

Es kommt auf die Stimme an und auf das, was dahinter steht. Wir sind zum Beispiel versucht, unsere Hunde tot zu quatschen. Das wird im Fernsehen ja auch teilweise thematisiert. Wir sind immer nett und freundlich und auf Harmonie bedacht. Damit kommen die Hunde aber nicht klar, weil sie das nicht verstehen.

Was verstehen sie denn?

Man kann mit Motivation viel erreichen. Und für den Hund ist Fressen die stärkste Motivation. Wir müssen die Hunde dazu bringen, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht tun – wie bei Fuß laufen oder sich auf Kommando hinsetzen. Da sind Leckerchen am hilfreichsten, denn der Futtertrieb ist der stärkste Trieb des Hundes. Einen satten und übergewichtigen Hund, der sowieso ständig Leckerchen bekommt, den kann man damit auch nicht mehr motivieren.

Kritiker dieser Methode sagen, der Hund verfette und bekomme Magenprobleme.

Das ist quatsch! Wenn der Hund zu dick wird, muss man ihn wieder abspecken. Man kann auch die Tagesration aufteilen, nicht nur auf die Mahlzeiten, sondern auch im Training. Wenn ich etwas Schwieriges oder Neues erwarte, dann können es auch mehr Leckerchen sein. Es geht nicht darum, die Hunde dick zu füttern. Es geht darum, den Hunden zu vermitteln: Das war sensationell gut! Ich bin absolut begeistert! Dann bekommen sie nicht nur ein Leckerchen, sondern gleich fünf oder zehn Stück. Und beim zweiten Mal nochmal. Das kann man dann später reduzieren. Aber die meisten Leute sind im Training viel zu sparsam.

Wie lange braucht ein Hund bis er es ohne Leckerchen schafft?

14 Tage braucht ein Hund schon, bis er eine Übung begriffen hat. INTERVIEW: FRIDA KAMMERER

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