wochenübersicht: kinderhort: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Man darf ja durchaus gespaltener Meinung sein, ob „Charlie und die Schokoladenfabrik“ wirklich ein Kinderfilm ist. „Kinderfilm des Monats“ ist er immerhin schon mal und tourt als solcher durch die Berliner Bezirkslichtspielstätten. Tatsächlich mag die Geschichte um den durchgeknallten Schokofabrikbesitzer Willi Wonka, den hier Johnny Depp gewohnt manieriert gibt, zwar überaus farbenprächtig und fantasievoll und mithin wohl kindgerecht daherkommen. Aber hinter der glitzernden Oberfläche haben sich natürlich Erwachsene eine ganze Menge gedacht, zuallererst natürlich die moralinsaure Botschaft, nach der die vier Konkurrenten des aufrecht großäugig-naiven Protagonisten Charlie Bucket aufgrund solcher Charakterzüge wie Verfressenheit oder Klugscheißerei aussortiert werden. Aber natürlich hatte Regisseur Tim Burton nicht nur eine buntere Version des „Struwwelpeters“ im Sinn. So wirkt die Schokoladenfabrik nicht nur wie Fritz Langs „Metropolis“ entstiegen, auch der psychotherapeutische Anspruch des Films übersteigt die Vorlage von Roald Dahl: Erfindet Burton für Willy Wonka doch einen Vater, der als zuckerhassender Zahnarzt den tiefenpsychologischen Grund abgeben muss für die leidenschaftliche Hingabe des spinnerten Schokofürsten an seinen Beruf.
Weitgehend ohne Hintergedanken kommt dagegen die samstägliche Veranstaltung des Spatzenkinos für die kleineren unter den Filmfreaks aus. Im Planetarium in Prenzlauer Berg wird „Lotta – ein Weihnachtsbaum muss her“ gezeigt, bewährtes skandinavisches Kinderkino, diesmal aus Schweden von 1993. Und vorher und nachher das zur Adventszeit angemessene und übliche Rahmenprogramm mit Leierkastenmann, Pferdekutsche und Basteleien. Anmeldung unter 4 49 47 50 ist allerdings unbedingt anzuraten.
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