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WAS MACHT EIGENTLICH ...das rote rathaus?Zwei nach zwölf zeigen

Viele Monde sind nun schon vergangen, seit das Gerüst am Wigwam des Großen Häuptlings von Berlin ab ist. Herrlich rot im Abendlicht strahlt das Wigwam, doch eines wissen wir nicht mehr: Wie viel Uhr ist es? Wem schlägt im Zelt des Großen Häuptlings die Stunde? Old Shatterhand alias Ehrhart Körting? Nscho Tschi alias Katrin Lompscher? Oder Sam Hawkins alias Thilo Sarrazin? Nicht einmal eine Fährte gibt es. Die Rathausuhr zeigt beharrlich zwei nach zwölf.

Was sagt dazu Scott Eagle, ein Weiser unter den Rothäuten? „Wozu brauchen wir die Zeit? Damals, in den alten Tagen, brauchten wir sie nicht. Wir richteten uns nach Anfang und Untergang der Sonne. Wir brauchten nie auf die Uhr zu blicken. Wir taten, was getan werden musste, wenn uns danach war. Aber wir achteten darauf, es zu tun, bevor der Tag zu Ende ging. Wir hatten mehr Zeit, denn der Tag war noch ganz.“

Warum haben sie aber dem Wigwam die Uhr nicht ganz abgenommen? Warum bloß zwei nach zwölf?

Wir fragen den Schuh des Manitu. Klare Antwort: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ Das bringt uns auf die Fährte: Nix da mit indianischen Weisheiten – der Große Hauptling hadert. Mit sich selbst und den Kreuzberger Schülern. Denen nämlich schreibt er, mit den Worten des Sioux-Häuptlings Red Cloud, einen Entschuldigungsbrief und hat dabei die Zeit vergessen: „Ich bin arm und bloß, aber ich bin der Häuptling meines Volkes. Wir wollen keine Reichtümer, sondern wir wollen unseren Kindern den richtigen Weg weisen.“ WERAFOTO: AP

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