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Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Mit der Geschichte der Emanzipation der Frauen ist es nicht einfach. Oft sind ihre Geschichten schlecht dokumentiert, manchmal nehmen selbst die Wege ihres Vermächtnisses bizarre Züge an. Wie etwa bei Katarzyna Kobro, die 1898 in Moskau geboren wurde. Von 1917 bis 1920 studierte sie dort an der Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Als Vertreterin der konstruktivistischen Raumkonzeption arbeitete sie etwa mit Kasimir Malewitsch und Alexander Rodtschenko. Sie organisierte mit ihrem Mann, dem polnischen Künstler Wladyslaw Strzemiski, die Smolensker Gruppe der Malewitsch-nahen Unowis-Gruppierung, bevor beide, eingeleitet durch den Aufstieg Stalins, nach Polen flohen. Soweit die Hardfacts. Nun zur Tragik: Das Ehepaar, mitlerweile mit Kindern gesegnet, verfügte kaum über Mittel zum Überleben. Strzemiski warf der Kobro immer öfter vor, sie kümmere sich nicht ausreichend um die Familie. Emanzipation ade. Aus Verzweiflung verfeuerte sie nach und nach ein Großteil ihres Oeuvres im Küchenofen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten von den Nazis gestohlene Werke der Kobro auf, die wahrscheinlich für einen zweiten Teil der Schau „Entartete Kunst“ gedacht waren und noch heute den Kern des Museums für Moderne Kunst in Łódź bilden, das die Kobro 1930 mitgründete. In einer von Barbara Piwowarska kuratierten Schau bei Silberkuppe sind nun drei Filme zu sehen, die das Werk der Kobro veranschaulichen. Ob im Zusammenspiel mit Werken ihres Mannes oder mit denen zeitgenössischer KünstlerInnen – die durchlässigen, abstrakt anmutenden Raumskulpturen beeindrucken durch den konsequenten wie spielerischen Umgang mit Farben und Licht.

Wer danach von der klaren Linie der russischen Avantgarde angefixt ist, dem sei unbedingt nochmal László Moholy-Nagy im Martin-Gropius-Bau empfohlen.

■ Footnote 2. Correction/Katarzyna Kobro, bis 18. Januar, geöffnet nach Vereinbarung: mail@silberkuppe.org, Skalitzer Str. 68 ■ László Moholy-Nagy – Kunst des Lichts, bis 16. Januar, Mi–So, 10–19.30 Uhr, Niederkirchnerstr. 7

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