piwik no script img

Tu es mit Genuss

Der beste Grund für Dezemberfreude: Heute stellt Klaus Beyer im „Blauen Affen“ seine neueste Beatles-Platte vor

Jedes Jahr im Dezember, wenn eine neue Klaus-Beyer-CD herauskommt, kippt die missmutige Stimmung ins Angenehme. Letztes Jahr hatte Beyer seine Fans mit seiner Interpretation der Beatles-Platte „Help“ kurz vor Weihnachten beschenkt, dieses Jahr hat er „Yellow Submarine“ noch einmal vertont. Einige der Stücke gibt es zwar schon auf anderen Kompilationen, der ganz eigene Charakter – sowohl der ursprünglichen, leicht verstrahlten Beatles-LP, als auch der verschobenen Interpretation Beyers – erschließt sich allerdings erst im Zusammenhang der Songs: im Wechsel vom kindlichen Mitsing-Unterwasserboot zum psychedelisch eiernden „Nur ein Lied vom Norden“ („Nothern Song“), in den Schwankungen zwischen liebessehnsüchtigen Rock-’n’-Roll-Nummern und Vertonungen psychischer Verpeiltheiten, und in dem Pendeln zwischen dem überwältigenden Zuviel ozeanischer Vereinigungswünsche in „Es ist zu viel“ (“It’s all too much“) und dem kollektivtriumphalen „Was du brauchst, ist Liebe“ („All you need is love“).

Seit Beyer 1980 damit begonnen hat, die Lieder seiner Lieblingsband ins Deutsche zu übersetzen, wirken seine Interpretationen nie nostalgisch. Die Aufnahmen heute klingen etwas professioneller als früher. Jedenfalls sind die Cuts, die dadurch entstehen, dass er die vokallosen Passagen der Ursprungslieder aneinandersampelt, weicher abgefedert. Während Coverbands sich eher darauf konzentrieren, die harmonisch melodisch das Herz bewegenden Highlights der Songs hervorzuheben, arbeitet Beyer, der im Sommer auch bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth auftrat, das Besondere, manchmal Raue, der Stücke heraus. In dieser Rauheit begegnen sich das ganz Eigene der Interpretation und der große Respekt gegenüber dem Original.

Ähnlich verhält es sich auch in den Übersetzungen. „Hey Bulldog“ erinnert bei Beyer irgendwie auch an einen japanischen Haiku: „Hund Fritz – sitzt im Regenguss / Frosch sitzt – tut es mit Genuss / Etwas vom Glück gemessen in vielen Meilen / – was macht es, wenn du denkst dein Lächeln zu verteilen“.

Sehr, sehr seltsam, manchmal tatsächlich wie Boards of Kanada, klingt seine Interpretation der instrumentalen zweiten Seite der LP. Am Samstagabend stellt Beyer seine neue CD im „Blauen Affen“ vor und zeigt dazu einige seiner Super-8-Filme. Beyers Weihnachtskonzerte sind legendär. Wer ein wenig Sonne in sein Herz lassen will, sollte hingehen.

DETLEF KUHLBRODT

Recordrelease-Feier mit Live-Auftritt heute, 21 Uhr, „Blauer Affe“,Kottbusser Damm 63/64

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen