piwik no script img

Oh Johnny!

HERTHA Während die WM in Brasilien noch läuft, beginnt Montag am Olympiastadion die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison. Mit dabei: Vizeweltmeister John Heitinga. Auch sonst haben die Fans Grund zur Vorfreude

87 Länderspiele, Meister und Pokalsieger, fünf Jahre Premier League: Das riecht nach Erfolg

VON TORSTEN LANDSBERG UND UWE RADA

Es ist die 56. Minute im WM-Finale, Spaniens Stürmer David Villa führt den Ball an der Außenlinie in Höhe der Ersatzbank, weit weg also von der Gefahrenzone. John Heitinga, genannt Johnny, ist das egal. Johnny ist Verteidiger der Niederlande, Typ: kompromisslos. Er senst Villa um, der sich vor Schmerzen krümmt. Johnny beugt sich über den Spanier, mault ihn an, er solle sich doch nicht so anstellen. Der Schiedsrichter hält es aber eher mit Villa und zeigt Johnny die Gelbe Karte.

Nicht wild, das passiert, internationale Härte in einem Spiel, das über den neuen Weltmeister entscheidet. Nur dass das WM-Finale 2010 in Südafrika nach einem 0:0 in der regulären Spielzeit in die Verlängerung geht – und Heitinga sich in der 109. Minute genötigt sieht, Spaniens Superdribbler Iniesta festzuhalten. Gelb-Rot, Johnny muss vom Platz. Ein paar Minuten später schießt Spanien das Tor zum WM-Titel.

Dass Johnny Heitinga in Berlin kurzfristig um Titel spielen wird, ist nicht wahrscheinlich. Trotzdem ist die Verpflichtung des 30-Jährigen für den Bundesligisten Hertha BSC ein Coup: 87 Länderspiele, Spieler des Jahres, Meister und Pokalsieger in Holland, fünf Jahre englische Premier League, ein Jahr in der spanischen Primera División. Das riecht nach Erfolg. Und Johnny ist nur ein Grund für berechtigte Vorfreude auf die neue Saison. Die beginnt am Montag mit dem Trainingsauftakt des Vorjahreselften.

Knaller

Neben Heitinga hat vor allem die Verpflichtung von Valentin Stocker für Furore gesorgt. Der Flügelspieler kommt vom FC Basel, mit dem er gerade die fünfte Meisterschaft in Folge gewann. Der 25-Jährige war sehr begehrt – Hertha ist wieder attraktiv. Wurde auch Zeit!

Wundertüte

Genki Haraguchi. Über den japanischen Stürmer von den Urawa Red Diamonds weiß man nicht viel. Aber auch Shinji Kagawa war ein Unbekannter, als er 2010 für kleines Geld zu Borussia Dortmund kam. Zwei Jahre später wechselte er zu Manchester United – für 15 Millionen Euro.

Außerdem

Linksverteidiger Marvin Plattenhardt kommt aus Nürnberg und Mittelfeldspieler Jens Hegeler aus Leverkusen.

Torfabrik

Potenziell Pierre-Michel Lasogga. Der hat in der vergangenen Saison 15 Tore gemacht – allerdings für den HSV, an den er verliehen war. Jetzt möchte er in Hamburg bleiben, was für Hertha nicht so einfach ist, da sich Adrian Ramos, 16 Hertha-Tore in der Vorsaison, nach Dortmund absetzt. Eine Frage des Geldes.

WM-Bonus

Mit Neuzugang Stocker und dem jungen Verteidiger John Anthony Brooks kehren zwei Spieler mit Erfolgen aus Brasilien zurück. Beide haben mit ihren Teams die Vorrunde überstanden, Brooks hat dazu sogar mit einem Tor beigetragen, von dem er in der Nacht zuvor geträumt zu haben glaubt – ein Traumtor also. Stocker saß bislang zwar meistens auf der Bank, aber vielleicht kann er ja im Achtelfinale gegen Argentinien zeigen, was in ihm steckt.

Kohle

Hertha kann wieder Geld ausgeben. Das liegt nicht nur an Ramos, der etwa 10 Millionen Euro in die Kasse spülte. Geld gab es auch von US-Finanzinvestor KKR. Außerdem verlangt Manager Michael Preetz für Stürmer Lasogga 12 Millionen. Bluff oder gutes Blatt? Egal: Herthas Lizenzspieler-Etat für die kommende Saison beträgt 31 Millionen Euro, 8,1 Millionen mehr als in der vergangenen Saison. Das ist in der Ära Preetz Rekord.

Erstes Spiel

Richtig los geht es am 23. oder 24. August mit einem Heimspiel gegen Werder Bremen. Zuvor wird Hertha am 24. Juli im Amateurstadion zu einem Vorbereitungsspiel auf den PSV Eindhoven treffen. Vielleicht fällt Trainer Jos Luhukay da ja noch ein anderer Holländer auf als Johnny, die Grätsche.

■ Trainingsauftakt bei Hertha BSC am Montag, 30. Juni, 11 Uhr, Olympiagelände an der Hanns-Braun-Straße. Allerdings noch ohne Johnny, der erst am Dienstag ins Training einsteigt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen