: Oh Johnny!
HERTHA Während die WM in Brasilien noch läuft, beginnt Montag am Olympiastadion die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison. Mit dabei: Vizeweltmeister John Heitinga. Auch sonst haben die Fans Grund zur Vorfreude
VON TORSTEN LANDSBERG UND UWE RADA
Es ist die 56. Minute im WM-Finale, Spaniens Stürmer David Villa führt den Ball an der Außenlinie in Höhe der Ersatzbank, weit weg also von der Gefahrenzone. John Heitinga, genannt Johnny, ist das egal. Johnny ist Verteidiger der Niederlande, Typ: kompromisslos. Er senst Villa um, der sich vor Schmerzen krümmt. Johnny beugt sich über den Spanier, mault ihn an, er solle sich doch nicht so anstellen. Der Schiedsrichter hält es aber eher mit Villa und zeigt Johnny die Gelbe Karte.
Nicht wild, das passiert, internationale Härte in einem Spiel, das über den neuen Weltmeister entscheidet. Nur dass das WM-Finale 2010 in Südafrika nach einem 0:0 in der regulären Spielzeit in die Verlängerung geht – und Heitinga sich in der 109. Minute genötigt sieht, Spaniens Superdribbler Iniesta festzuhalten. Gelb-Rot, Johnny muss vom Platz. Ein paar Minuten später schießt Spanien das Tor zum WM-Titel.
Dass Johnny Heitinga in Berlin kurzfristig um Titel spielen wird, ist nicht wahrscheinlich. Trotzdem ist die Verpflichtung des 30-Jährigen für den Bundesligisten Hertha BSC ein Coup: 87 Länderspiele, Spieler des Jahres, Meister und Pokalsieger in Holland, fünf Jahre englische Premier League, ein Jahr in der spanischen Primera División. Das riecht nach Erfolg. Und Johnny ist nur ein Grund für berechtigte Vorfreude auf die neue Saison. Die beginnt am Montag mit dem Trainingsauftakt des Vorjahreselften.
Knaller
Neben Heitinga hat vor allem die Verpflichtung von Valentin Stocker für Furore gesorgt. Der Flügelspieler kommt vom FC Basel, mit dem er gerade die fünfte Meisterschaft in Folge gewann. Der 25-Jährige war sehr begehrt – Hertha ist wieder attraktiv. Wurde auch Zeit!
Wundertüte
Genki Haraguchi. Über den japanischen Stürmer von den Urawa Red Diamonds weiß man nicht viel. Aber auch Shinji Kagawa war ein Unbekannter, als er 2010 für kleines Geld zu Borussia Dortmund kam. Zwei Jahre später wechselte er zu Manchester United – für 15 Millionen Euro.
Außerdem
Linksverteidiger Marvin Plattenhardt kommt aus Nürnberg und Mittelfeldspieler Jens Hegeler aus Leverkusen.
Torfabrik
Potenziell Pierre-Michel Lasogga. Der hat in der vergangenen Saison 15 Tore gemacht – allerdings für den HSV, an den er verliehen war. Jetzt möchte er in Hamburg bleiben, was für Hertha nicht so einfach ist, da sich Adrian Ramos, 16 Hertha-Tore in der Vorsaison, nach Dortmund absetzt. Eine Frage des Geldes.
WM-Bonus
Mit Neuzugang Stocker und dem jungen Verteidiger John Anthony Brooks kehren zwei Spieler mit Erfolgen aus Brasilien zurück. Beide haben mit ihren Teams die Vorrunde überstanden, Brooks hat dazu sogar mit einem Tor beigetragen, von dem er in der Nacht zuvor geträumt zu haben glaubt – ein Traumtor also. Stocker saß bislang zwar meistens auf der Bank, aber vielleicht kann er ja im Achtelfinale gegen Argentinien zeigen, was in ihm steckt.
Kohle
Hertha kann wieder Geld ausgeben. Das liegt nicht nur an Ramos, der etwa 10 Millionen Euro in die Kasse spülte. Geld gab es auch von US-Finanzinvestor KKR. Außerdem verlangt Manager Michael Preetz für Stürmer Lasogga 12 Millionen. Bluff oder gutes Blatt? Egal: Herthas Lizenzspieler-Etat für die kommende Saison beträgt 31 Millionen Euro, 8,1 Millionen mehr als in der vergangenen Saison. Das ist in der Ära Preetz Rekord.
Erstes Spiel
Richtig los geht es am 23. oder 24. August mit einem Heimspiel gegen Werder Bremen. Zuvor wird Hertha am 24. Juli im Amateurstadion zu einem Vorbereitungsspiel auf den PSV Eindhoven treffen. Vielleicht fällt Trainer Jos Luhukay da ja noch ein anderer Holländer auf als Johnny, die Grätsche.
■ Trainingsauftakt bei Hertha BSC am Montag, 30. Juni, 11 Uhr, Olympiagelände an der Hanns-Braun-Straße. Allerdings noch ohne Johnny, der erst am Dienstag ins Training einsteigt
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