: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Und dann trommeln sie einem einfach auf den Ohren herum, und der Bass rammt sich in die Magengrube, während das Saxofon quietscht und schreit. Full Blast. Ist genau das: eine Breitseite an Explosionen. Hochenergiefreejazz. Und Wertarbeit. Ein Trio mit dem Schlagzeuger Michael Wertmüller, dem Bassisten Marino Pliakas und vorneweg Peter Brötzmann, dem Nebelhorn des deutschen Jazz. Als Gast ist Mats Gustafsson dabei am Sonntag beim Abschlusskonzert vom Club Transmediale im HAU 1 mit Full Blast und dem schlichten Prinzip: Auf die Bühne gehen, sich die Seele aus dem Leib spielen. So old-school. Ganz herrlich. Beim Lucien Dubuis Trio aus der Schweiz mit dem Experimentalgitarristen Marc Ribot zu Gast am Dienstag im b-flat ist der Jazz dagegen eher middle-school. Fingerschnippend und auch verquer, harmolodisch, spitz konturiert, zickig, und dann halt doch nicht in jede Seitengasse guckend, in die John Zorn schon mal geguckt hat. Und weiter in der Riege der wirklich großen Männer in der experimentellen Unterhaltungsmusik nach Brötzmann und Ribot hat man dann am Mittwoch im Jazzwerkstatt-Café Elliott Sharp, den Zampano aus der Krachmacherstraße mit Leidenschaft für komplexe Strukturen, auch John-Zorn-Liga, der zusammen mit dem noch nicht so bekannten Experimentalmusiker Scott Fields spielen wird, und zwar an akustischen Gitarren, was manchmal wie ein in die Irre geleiteter Django Reinhardt klingt und eben auch zu dem All-that-Jazz zählt. Oder Nicht-Jazz, am Mittwoch im Festsaal Kreuzberg mit Maps & Atlases, einem Quartett aus Chicago, dem zuerst das Etikett Math-Rock draufgepappt wurde, das dann mit Indiefolk überklebt wurde, und den muss man sich mit Pop verschärft vorstellen und so clever unbeschwert, dass die Band um den Prog-Rock als weiteres Label doch herumkommen sollte.
■ Full Blast: HAU 1, So., 20 Uhr. 18/13 €
■ Lucien Dubuis Trio & Marc Ribot: b-flat, Di., 21 Uhr. 10/8 €
■ Elliott Sharp & Scott Fields: Jazzwerkstatt Café, Mi, 20 Uhr. 10/8 €
■ Maps & Atlases: Festsaal Kreuzberg, Mi., 21.30 Uhr. 15 €
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