: Azubis in Not
Der DGB kritisiert die schlechten Arbeitsbedingungen vieler Auszubildenden. Grund sei auch der Stellenmangel
Weniger als ein Drittel der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz hat in Berlin und Brandenburg Erfolg. Und selbst wenn, sind die Zustände am Arbeitsplatz alarmierend schlecht. Das ist die Bilanz, die der DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg in seinem gestern veröffentlichten Ausbildungsreport 2006 zieht.
Es ist der zweite Bericht nach 2005, der sich diesem Thema widmet. Als Quellen dienen dem DGB zum einen Zahlenmaterial der Bundesagentur für Arbeit. Zum anderen – wenn es um die Qualität der Ausbildung geht – stützt sich der Report auf die Aussagen von 2.300 jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Insgesamt gibt es in Berlin und Brandenburg laut DGB rund 100.000 Azubis. Befragt wurden sie im Rahmen von Projekttagen an ihren Berufsschulen.
Auch wenn die Erhebung nicht den Anspruch erhebt, repräsentativ zu sein, zeigt sie laut Doro Zinke eines: „Es ist beunruhigend, dass die Situation für Auszubildende, verglichen mit dem vergangenen Jahr, gleich geblieben ist“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg. Denn Mängel gebe es weiterhin in vielen Bereichen: Fast ein Drittel der Befragten gab an, Überstunden zu machen. Nur jeder Dritte von ihnen bekommt dafür keinen Ausgleich. „Ausbildungsfremde Tätigkeiten“, etwa das Putzen des gesamten Betriebs, müssen rund 13 Prozent der Befragten regelmäßig ausüben.
Dass dies ohne weiteres möglich sei, führt der DGB auf den Lehrstellenmangel zurück. Im Oktober vergangenen Jahres seien mehr als 34.000 Jugendliche in Berlin und Brandenburg noch auf der Suche nach einer Stelle gewesen. Darüber hinaus, so Zinke, wachse der Druck auf die Jugendlichen: „Mehr und mehr wird auf den Jugendlichen rumgehackt, sie seien nicht qualifiziert genug.“ Das sei eine Taktik der Politiker, um zu verschleiern, dass es nicht genügend Ausbildungsplätze gibt.
Der DGB Berlin-Brandenburg möchte von nun an den Ausbildungsreport jährlich herausgeben. Gitte Diener
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