piwik no script img

Nonstop Heimatstadt

Es soll das „Woodstock des Hamburg-Films“ werden. 24 Stunden lang flimmern an diesem Wochenende im Studio-Kino die 12 besten Hamburg-Filme nonstop über die Leinwand. Dazu gibt es Musik, Schlafplätze, Suppe und mehr

Sa, 13.1., 18 Uhr, Studio Kino, Bernstorffstraße 93-95; Programm unter www.machdichgerade.net

Seinen Kultfilm „Rocker“ habe gar nicht er gedreht, befand Regisseur Klaus Lemke einmal, sondern die Stadt, in der er spielt. Hamburg. So weit mag man vielleicht nicht in jedem Fall gehen, aber zumindest Ähnliches lässt sich unbestritten auch von anderen Filmen behaupten, die nicht zu Unrecht unter dem Label „Hamburg-Film“ angepriesen werden.

Der hiesige Fanclub des Lemke-Kultstreifens veranstaltet nun an diesem Wochenende im Studio-Kino in der Bernstorffstraße das einmalige Filmfestival „24 Stunden Hamburg – Das Woodstock des Hamburg-Films“. Von Samstag- bis Sonntagabend sind die nach Ansicht der Veranstalter zwölf besten Hamburg-Filme von 1968 bis 2004 nonstop zu sehen – und zwar in Anwesenheit der MacherInnen. Über 30 RegisseurInnen, AutorInnen, SchauspielerInnen und Kamera- und Stuntleute reisen an, um dem Publikum Rede und Antwort zu stehen – unter anderem Regisseur Roland Klick („Supermarkt“), die Schauspieler Uwe Bohm („Nordsee ist Mordsee“), Charly Wierzejewski („Supermarkt“), Wolf Dietrich Sprenger („Kiez“), Michael Kebschull („Moritz lieber Moritz“), Herma Koehn („Nordsee ist Mordsee“), „Rocker“-Star Hans Jürgen Modschiedler und Klaus Schichan, Stuntman bei „Der amerikanische Freund“ und „Moritz lieber Moritz“.

Für das richtige Woodstock-Gefühl sorgt dabei nicht zuletzt das zum Schlafsaal umfunktionierte obere Kino, in dem das ermüdete Publikum die ermatteten Glieder in den Schlafsack legen kann. Für den Magen gibt es heiße Suppe und am Sonntagmorgen ein Frühstück. Als wären 24 Stunden Kino nicht genug, gibt es außerdem heute Abend zwischen den beiden Teilen von „Rollo Aller“ und „Rocker“ das „Johnny Ananas Quintett“ zu hören. Direkt im Anschluss präsentiert Torsten Stegmann seinen Kurzfilm „King Harry“, bevor man Zeuge eines, nun ja, „Auftritts“ von dessen Hauptdarsteller werden kann.

Los geht es heute Abend um 18 Uhr mit Sebastian Schippers mit Preisen überhäuftem Film „Absolute Giganten“. Zwischen der Melancholie des Abschieds und Euphorie hin- und hergerissen verbringen drei seit Jahren unzertrennliche FreundInnen ihre letzte gemeinsame Nacht. Plötzlich geht es um alles oder nichts. Danach machen sich Rocko Schamoni und Reverend Ch. D im ersten und zweiten Teil von „Rollo Aller“ des Großstadtlebens überdrüssig auf dem Mofa auf in Richtung Hong-Kong. Warm-Up sozusagen, bevor sich Lemkes entfesselte Kamera in „Rocker“ ins Rotlicht stürzt. Nicht wirklich sauberer geht es anschließend in Roland Klicks „Supermarkt“ zu, wenn Willi das ganz große Ding plant – einen Überfall auf den Geldtransporter eines Supermarkts. Wer dann noch wach ist, sieht Klaus Lemkes „3 Minute Heroes“, Jürgen Rolands „Zinksärge für Goldjungen“, Roland Klicks „Bübchen“, Gabor Altorays „Tscherwonez“ und Walter Bockmeyers „Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden“. Die anderen starten nach dem Frühstück mit Wim Wenders „Der amerikanische Freund“ und widmen sich im Anschluss Hark Bohms „Moritz lieber Moritz“. Zum Abschluss ist Bohm natürlich noch einmal dran. Das Festival endet, wie könnte es anders sein, mit Uwe und Dschingis im wunderschönen „Nordsee ist Mordsee“.ROBERT MATTHIES

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen