unterm strich:
Jeder blamiert sich, so gut er kann: Hätte Rolf Hochhuth nur ein Stück geschrieben, das mehr gelungen und witzig als nur gut gemeint ist, es würden sich wohl nur ein paar Theaterkritiker mit ihm beschäftigen. Aber weil das Stück „Heil Hitler“ heißt und eine Komödie sein soll, hat es Rolf Hochhuth damit bis in die Tagesthemen geschafft. Zumal er laut Dani Levys Film „Mein Führer“ kritisiert hatte. Allein weit kam er nicht auf dem Ticket des Streits um das Lachen über Hitler. Denn sein Stück um einen Jungen, der zwar ständig Hitler grüßt, aber eben wie ein vom Wahn besessener, ist weder klug noch witzig geworden. Mitleidig sei der Applaus gewesen, melden die Kritiker.
Vom Starrsinn alter Männer scheint auch der Regisseur Peter Stein, der in Berlin an einer großen „Wallenstein“-Produktion arbeitet, befallen. Dass seine monumentalen Inszenierungen eine andere Form von Theatererleben anstreben als viele jüngerer Regisseure, ist ja legitim. Aber muss er sie deshalb in Bausch und Bogen verdammen: „Da wird blödes Zeug veranstaltet. … Ich halte das für Schwachsinn und interessiere mich nicht für die Gedankenfürze von diesen relativ dummen Leuten, die sich zurzeit Regisseure nennen.“
Und noch ein Mann fürchtet darum, nicht recht gewürdigt zu werden: Rainer Langhans. Der Mitbegründer der legendären Berliner „Kommune 1“ sieht der verfilmten Biografie seiner früheren Partnerin Uschi Obermaier mit Skepsis entgegen. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus sagte der 66-Jährige, in dem Film „Das wilde Leben“ erscheine die K1 womöglich als „verkopfter, freudloser Haufen, dem die große Granatensexbombe Uschi erst mal das wahre Leben beigebracht hat. So war es nicht, bei Gott nicht.“ Langhans, der seine Persönlichkeitsrechte für 15.000 Euro verkauft hat, schwärzt dabei Uschi Obermeier ganz schön an. „Damals lebten wir die angstlose Freiheit des einzelnen (…) auch in besitzlosen Beziehungen. Das konnte Uschi aber nicht ertragen, aus Eifersucht, denn natürlich wollte sie immer die Prinzessin sein.“ Überhaupt sei Obermaier „ja ein Unterschichtmädchen, und Menschen aus der Unterschicht sind besonders gehemmt.“
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