intendantinnensuche: Die Kandidatin (VI)
Ulrich Khuon, der Intendant des Thalia Theaters geht. Doch wer wird sein Nachfolger? Die taz nord macht Vorschläge. Heute:Claudia Bauer, Halle
Eine Intendantinnenwahl ist ein politischer Vorgang. Zwar wünscht sich die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck nach außen hin „einen Theaterchef, der auch selbst als Künstler auftrumpft“. Senatsintern wird sie allerdings klar machen müssen, dass diese künstlerischen Aktivitäten auch haushalterisch darstellbar sind. Deshalb wird sie sich nicht in den Rängen der satte westliche Verhältnisse gewohnten Inszeniergrößen umtun, die, testosterongesteuert, das Geld mit beiden Händen ausgeben. Sie muss sich in den Provinzen umschauen statt in den Metropolen. Und am besten im Osten, wo das Geld am knappsten ist. Also wird sie auf Claudia Bauer stoßen.
Claudia Bauer, mit bald 40 Jahren jung genug, eine Ära zu beginnen, ist die Regisseurin, unter deren Leitung sich das Theaterhaus Jena in die vorderen Ränge der deutschsprachigen Schauspielkunst gespielt hat. Zur Verfügung hatte sie dafür erstens einen Jahresetat, der nicht höher liegt als das Thalia-Intendanten-Gehalt. Zweitens: Eine Ästhetik, die das postmoderne Stückzertrümmern hinter sich hat, ohne es zu verdammen. Und drittens den Mut, große Geschichten zu erzählen.
Klar hat die inzwischen ans Neue Theater Halle gewechselte Regisseurin auch Hamburg-Erfahrung: Ohne Bauer wäre die Kooperation zwischen der Off-Bühne in Jena und dem Thalia Theater witzlos gewesen. Witzlos wie das bemühte personelle Fortschreiben der Ära Khuon durch Nachfolger aus seinem Sielwasser: Theater braucht Brüche, Wandel, Neugier – und faustdicke Überraschungen. Claudia Bauer also. BES / Foto: FALK WENZEL
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