: Osloer Museum wirbt wieder im Norden ab
Oslo liegt im Trend. Jedenfalls unter Norddeutschlands Museumsleuten: Vor knapp einem Jahr erst ist Nils Ohlsen, bis dato Leiter der Kunsthalle Emden, in Norwegens Hauptstadt gezogen, um die ältere Abteilung der Nationalgalerie zu übernehmen. Im Mai dieses Jahres folgt ihm die Hamburger Kuratorin Sabrina van der Ley. Sie wird Direktorin der zeitgenössischen Sparte desselben Hauses.
Dieser Abgang kommt überraschend, hat van der Ley doch erst Ende 2008 die Leitung der Galerie der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle übernommen. Da ist es ungewöhnlich, schon nach zweieinhalb Jahren zu gehen. Andererseits hätte sie sich nach Ablauf ihres Vierjahresvertrags ohnehin einen neuen Job suchen müssen, weil der Stiftungsrat derzeit nur nicht verlängerbare Zeitverträge genehmigt.
Diese Regelung mag den permanenten Finanznöten der Hamburger Kunsthalle geschuldet sein. Tatsache ist aber, dass sie die Fluktuation forciert. Und Oslos Nationalgalerie wirbt fleißig ab – mit unbefristeten Verträgen und fest verankerten Ausstellungs- und Ankaufsetats. „Traumhafte Zustände“, sagt van der Ley. Denn in der Hamburger Kunsthalle gibt es nichts dergleichen. „Für jede einzelne Ausstellung müssen wir sämtliche Gelder akquirieren“, sagt sie. Die künstlerische Qualität und Hamburgs Renommee als Kulturstadt mehrt das nicht.
Oslo indes praktiziert das Gegenteil: Ähnlich wie Hamburg baut die Stadt derzeit ihre Hafenkante aus, an der ab 2016 auch die Nationalgalerie residieren soll. Da sei es, sagt van der Ley, „eine spannende Phase, schon jetzt an Programm und Raumplanung mitwirken zu können“. Und nicht nur das: Die Internationalisierung der bislang vorrangig norwegisch bestückten Sammlung sei ausdrücklich erwünscht. Dasselbe soll der Ex-Emdener Nils Ohlsen übrigens in der älteren Abteilung tun. „Oslo will mehr internationale Vernetzung und holt wohl auch deshalb Leute aus dem Ausland“, vermutet van der Ley, die vor ihrer Hamburger Zeit die Berliner Kunstmesse „Art Forum“ leitete.
Wie es in Hamburgs Kunsthalle weitergeht, deren Gegenwartsgalerie 2010 aus Kostengründen monatelang schloss, ist offen. Zwar bleibt mit Petra Roettig die Co-Kuratorin Sabrina van der Leys am Haus. Doch die Doppelspitze ist durchaus erwünscht und soll beibehalten werden. „Angesichts der Tatsache, dass unser Haus unterfinanziert ist, müssen wir prüfen, was wir uns künftig leisten können“, sagt Geschäftsführer Roman Passarge. Übereilte Entscheidungen werde es ohnehin nicht geben. PS
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