BenQ am Ende: Wenigstens kein Geschacher mehr
Am Ende glauben selbst die MitarbeiterInnen nicht mehr an ihre Rettung. Nach knapp vier Monaten Bangen haben die meisten der 1.600 Beschäftigten in Kamp-Lintfort die Nase voll von halbgaren Versprechungen und überschätzten Rettungsplänen. Auch wenn das für die Betroffenen kaum ein Trost ist: Gut, dass nun wenigstens das unseriöse Geschacher zu Ende geht, mit dem sich mehrere Investoren in den vergangenen Wochen die besten Happen des Unternehmens möglichst günstig sichern wollten. Den ArbeitnehmerInnen wäre eine weitere Hängepartie nicht zuzumuten gewesen.
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Die taiwanesische BenQ-Gruppe, die für die Unternehmens-Pleite verantwortlich zeichnet, hat sich gut aus der Affaire gezogen. Sie hat sich durch die Übernahme des Handyherstellers wertvolle Patente gesichert und wurde in der Schulddebatte gegenüber Siemens großteils ausgeklammert. Zu schwer wog die berechtigte Kritik an Siemens, die Zukunft seiner Angestellten verscherbelt zu haben. Bis nach Taiwan dürfte die Empörung verhallt sein. Was bleibt, ist nicht nur die große Enttäuschung der MitarbeiterInnen. Vielen von ihnen fehlt nun jede Perspektive am Arbeitsmarkt, weil sie dort als zu alt oder schlecht qualifiziert gelten. Auch die Transfergesellschaft, wo einige von ihnen untergekommen sind, verheißt keine dauerhafte Beschäftigung. Über allem schwebt die bittere Gewissheit: „vorübergehend“. So füttert BenQ die nächste Arbeitslosenstatistik mit Negativzahlen.
Die einzige Hoffnung ist nun, dass Unternehmen wie Siemens ihre Lehren aus der BenQ-Misere ziehen und das Land ihnen mehr auf die Finger schaut. Durch die Diskussionen der vergangenen Monate ist klar geworden, dass Konzerne durch leichtfertige Verkäufe ihrer Unternehmensteile einen Ruf zu verlieren haben, abgesehen von den Summen für spätere Auffanggesellschaften. Sie sollten einfach ein kitschiges Unternehmensbild bemühen: Alle gehören zur Familie.
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