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DIE SCHLEICHWERBUNG VERSCHWINDET TROTZ NEUER EU-RICHTLINIE NICHTKampf für die künstlerische Freiheit

Eine generelle Freigabe von Product-Placement im europäischen Fernsehen ist vom Tisch. Das liest sich auf den ersten Blick wie ein Erfolg für die deutsche Regierung, hat die sich doch in den Verhandlungen über die neue EU-Fernsehrichtlinie stets gegen eine Liberalisierung der Werbeauflagen ausgesprochen.

In Wahrheit fängt die Arbeit für die deutsche Medienpolitik jetzt erst an, denn die Ausnahmen vom Schleichwerbeverbot lassen den Mitgliedstaaten jede Menge Gestaltungsraum. Ein EU-weites Verbot für bezahlte Produktplatzierungen wird es nämlich nur für Nachrichten-, Verbraucher- und Kindersendungen geben. Ob sich künftig ein Reiseveranstalter ganz legal als Kulisse in eine Vorabendserie einkaufen kann, bleibt der deutschen Politik überlassen.

So müssen die Diskussionen, die bereits im EU-Rahmen geführt wurden, nochmals auf nationaler Ebene ausgetragen werden. Die privaten TV-Sender kämpfen dann weiter für die größtmögliche Liberalisierung des Werbemarktes. Gegen sie stehen dabei nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen, die sich in der Gebührendebatte ohnehin an die Wand gedrängt fühlen.

Gegner des Product-Placements sind auch die vielen Produzenten, Autoren und Regisseure, die um die künstlerische Integrität ihrer Werke fürchten, wenn die Übergänge von redaktionellen zu kommerziellen Inhalten ins Fließen geraten.

Wenn sich die deutschen Medienpolitiker nun ans Werk machen, sollten sie auf diese Stimmen hören – und nicht auf die, die in der Freigabe von Produktplatzierungen einen internationalen Wettbewerbsvorteil sehen.

Was Fernsehformate angeht, gibt es nämlich keine innereuropäische Konkurrenz. Es sind allein US-amerikanische Formate, die durch globale Lizenzierungen unschlagbar günstig sind. Deutsche Produktionen werden im Vergleich zu ihnen immer teurer sein. Da hilft kein Preisdrücken durch Schleichwerbung, sondern nur das offensive Eintreten für Qualität – und die redaktionelle Unabhängigkeit. HANNAH PILARCZYK

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