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Zwei Ministerrücktritte machen Teufel gute Laune

■ Stuttgarter Landtag erleichtert: Nach Schaufler nimmt auch Mayer-Vorfelder seinen Hut

Stuttgart (taz) – „Jedem neuen Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Dieser Abschiedssatz des baden- württembergischen Verkehrs- und Umweltministers Hermann Schaufler (CDU) wirkte einen Tag nach seinem Rücktritt wegen Spendenaffären: Die temperamentvollen Stuttgarter Landtagsabgeordneten kamen gestern besonders ausgelassen in den Plenarsaal. Und dem sonst eher steifen Ministerpräsidenten Erwin Teufel schien die zweite Altlast von den Schultern genommen, nachdem auch CDU-Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder noch seinen Abschied angekündigt hatte.

Leger, lächelnd, händeschüttelnd eilte Teufel zum Rednerpult, um sich mit knappen Sätzen das Votum für eine kommissarische Vertretung Schauflers durch Innenminister Thomas Schäuble (CDU) zu holen. Mit der Kabinettsumbildung wolle er sich „einige Wochen“ Zeit lassen.

Während in den Gängen bei dünner Personaldecke das Kandidatenkarussell rotierte, muß sich Teufel Gedanken über weitere Wackelkandidaten machen. Auf den Publikumsrängen hieß es deshalb gestern, bei so viel Wechsel „können die doch gleich Neuwahlen machen“. Doch daran glaubt nicht mal die Opposition, die Schauflers Spendenaffären nicht auf sich beruhen lassen will.

Es geht weiter um verschwundene 45.000 Mark, die die landeseigene Südwestdeutsche Verkehrs AG (SWEG) an den Reutlinger Sport- und Schwimmverein (SSV) überwiesen hatte. Schaufler, zugleich SWEG-Aufsichtsratsvorsitzender und SSV-Präsident, hatte nochmals versucht, den Verbleib des Geldes zu erklären. Es sei dem SSV von Geschäftsleuten geliehen und deshalb von der SWEG direkt an sie zurückgezahlt worden. Die SPD hat inzwischen Teufel im Visier. Sie entdeckte im Spendenbericht des Bundestags, daß der SSV- Vizepräsident der CDU zweimal 25.000 Mark gespendet hatte. Sie vermutet, daß er diese Parteispenden über die SWEG zurückgezahlt bekommen habe. Heide Platen

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