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Joschka spielt den Oberlehrer

■ Außenminister Fischer fordert in Berlin 5. und 6. Gymnasialklassen für Kinder von Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes. CDU erfreut. Tatsächlicher Bedarf noch nicht ermittelt

Der Streit um mehr 5. und 6. Gymnasialklassen geht wieder los. Diesmal haben ihn ausgerechnet die Grünen losgetreten: So hat Außenminister Joschka Fischer einen Brief an Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) geschrieben, in dem er fordert, „in mehreren Berliner Schulen zusätzliche 5. und 6. Gymnasialklassen in neusprachlichen Zügen einzurichten“. Wenn Kinder von MitarbeiterInnen des Auswärtigen Amtes erst mit Klasse 7 begännen, sei das Schulsystem nicht mit deutschen Auslandschulen kompatibel.

Die Schulverwaltung wollte sich gestern zu dem Brief nicht äußern. Die bündnisgrüne Bildungsexpertin Sybille Volkholz versteht zwar Fischers „Fürsorgepflicht“, ist aber gegen die weitere Einrichtung von grundständigen Gymnasien. „Wegen einer kleinen Gruppe von Kindern muß man nicht das gesamte Berliner Schulsystem ändern“, sagte sie. Man solle für die Kinder Extra-Klassen aufmachen, etwa an der John-F.-Kennedy-Schule oder an bereits bestehenden grundständigen Gymnasien. Sie kündigte an, Fischer einen entsprechenden Brief zu schreiben.

Die schulpolitische Sprecherin der CDU, Marion Kittelmann, begrüßte Fischers Vorstoß. Sie geht davon aus, daß bis zu 400 Kinder von MitarbeiterInnen des Auswärtigen Amtes im nächsten Schuljahr in Berlin die 5. oder 6. Klasse besuchen. „Wir brauchen 14 zusätzliche Gymnasialklassen“, sagte sie. Jedoch warnte sie ausdrücklich davor, nur Bonner Kinder in eine Klasse zu stecken: „Das wäre eine Ghettoisierung. Wir müssen diese Kinder integrieren.“

Zur Zeit sind 36 von rund 1.400 5. Klassen an Gymnasien angesiedelt. Der SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder sagte, daß in Berlin auf jeden Fall an der sechsjährigen Grundschule festgehalten werde. Jedoch müsse man für Diplomatenkinder und Kinder von Bonner Beamten „ausreichend Plätze“ in grundständigen Gymnasien sorgen.

Wieviel Kinder aus Bonn tatsächlich nach Berlin kommen werden, ist bisher völlig unklar. Für das nächste Schuljahr haben sich bisher insgesamt ungefähr 2.800 SchülerInnen für grundständige Gymnasien beworben, die Frist läuft in zwei Wochen ab. Das sind zwei bis drei BewerberInnen pro Platz, so eine Mitarbeiterin der Schulverwaltung. Wie viele davon Kinder aus Bonn sind, ist nicht bekannt. „In Bezirken liegen bisher kaum Anmeldungen aus Bonn vor“, sagt Peter Schuster, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Zur Zeit sollen erst 60 bis 100 Kinder aus Bonn auf Berliner Schulen gehen. Wie viele davon ein grundständiges Gymnasium besuchen, ist nicht bekannt. Julia Naumann

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