unterm strich:
Und wieder München. Trieb die Ablösung von Stoiber die Republik in der vergangenen Woche um, berichten die Medien Anfang dieser Woche in einhelliger Zufriedenheit, dass der Landesfürst sich die Laune hat nicht verderben lassen. Auf dem deutschen Filmball am vergangenen Wochenende stahl er den SchauspielerInnen gar die Show und tanzte mit Ehefrau und später dann mit Veronika Ferres, mancherorts auch als blonder Mops bekannt, bis in den frühen Morgen.
Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann stellte jüngst unter Beweis, wie eine Verliebtheit in deutsche Kulturproduktionen für die Geschmacksbildung in Sachen Kultur wenig hilfreich ist. In Cannes verlieh er auf der Midem, die als größte Musikmesse der Welt gilt, der deutschen Band Tokio Hotel den European Border Breakers Award. In seiner Laudatio applaudierte er: „Der Erfolg von Tokio Hotel in Frankreich und Polen zeigt, dass Deutsch als Sprache der Musik auch in unseren beiden wichtigen Nachbarländern ankommt.“ In schlagender Kausaistik fügte er hinzu: „Wer sich in diesem jungen Alter am hart umkämpften Musikmarkt durchsetzen kann, muss einfach gut sein. Und dann auch noch im europäischen Ausland! Das ist schon eine tolle Sache!“ Da erinnern wir uns doch gerne an das grandiose Cover des Satiremagazins Titanic, das ein Foto der vier singenden Fashionvictims mit der Schlagzeile versah: „Dann lieber aussterben: Vier gute Gründe gegen Kinder“.
Der letzte Woche angelaufene und viel besprochene Hollywoodstreifen „Streben nach Glück“ mit Will Smith in der Hauptrolle kam als Neueinsteiger sofort auf Platz eins der deutschen Kinocharts. Die krass neoliberale Botschaft des Vater-Sohn-Dramas scheint beim deutschen Publikum bestens zu verfangen. Auf Rang zwei blieb die US-Fantasy-Komödie „Nachts im Museum“ mit Ben Stiller. Neu auf dem dritten Rang konnte sich die Teenager-Komödie „Rache ist sexy“ platzieren. Dani Levys kontrovers diskutierter Hitler-Film „Mein Führer“ rutschte vom ersten auf den vierten Platz ab. Die kernigen Bobfahrer in der deutschen Produktion „Schwere Jungs“ von Marcus H. Rosenmüller rodelten auf den fünften Rang.
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