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Bei Airbus könnte jeder Dritte fliegen

Den Verlust von bis zu 8.000 Arbeitsplätzen in den deutschen Werken befürchtet der Betriebsrat

HAMBURG taz ■ Jeder dritte Arbeitsplatz beim Flugzeugbauer Airbus in Deutschland ist in Gefahr. In einem Flugblatt für die Beschäftigten spricht der Betriebsrat aufgrund von „Informationen“ aus dem Konzern von einem drohenden Abbau „von 5.000 bis 8.000“ der gut 23.000 Stellen in den sieben Standorten. Allein im deutschen Hauptwerk Hamburg-Finkenwerder seien demnach „2.500 bis 4.000“ der knapp 12.000 Jobs in Gefahr. Zudem drohe die Schließung oder der Verkauf der niedersächsischen Werke Nordenham und Varel mit zusammen rund 3.600 Beschäftigten.

Eine Sprecherin der Airbus-Zentrale im französischen Toulouse nannte diese Angaben reine Spekulation: „Die Entscheidungen werden dem Betriebsrat mitgeteilt, sobald sie gefallen sind.“ Vermutlich am 20. Februar will Airbus-Chef Louis Gallois die Details des Sparprogramms „Power 08“ verkünden. Dessen Vorgabe allerdings ist bereits seit Herbst bekannt: die Senkung der Betriebskosten um mindestens acht Milliarden Euro bis zum Jahr 2010. Airbus ist wegen technischer Probleme und Lieferschwierigkeiten mit dem Riesenjet A 380 in erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen geraten.

Aus Hamburg, neben Toulouse bislang das zweitgrößte Werk des Konzerns, solle die Teilmontage des A 380 abgezogen werden, glaubt der Betriebsrat zu wissen. Zudem werde das Werk an der Elbe nicht am neuen A 350 beteiligt. Andere norddeutsche Standorte könnten ebenfalls Teile ihrer Produktion verlieren. Diese Szenarien seien „nicht akzeptabel“, heißt es in dem Flugblatt des Betriebsrats.

Airbus-Chef Gallois hatte bei einem Besuch in Hamburg am 12. Oktober letzten Jahres auch auf Wettbewerbsnachteile gegenüber dem großen Konkurrenten Boeing hingewiesen. Wegen des schwachen Dollars habe Airbus, das seine Mitarbeiter in Euro bezahlt und seine Maschinen gegen Dollar verkauft, „20 Prozent Einnahmeverluste“ erlitten. Diese müssten „ausgeglichen“ werden. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte „angeregt“, Airbus solle sich wie Boeing „auf Kernkompetenzen“ konzentrieren. 7 der 16 Werke in Europa sollten deshalb abgestoßen werden, darunter eben auch Varel und Nordenham.

In Hamburg, Bremen und Varel sowie in Laupheim (Baden-Württemberg) wollen Betriebsräte und IG Metall am Freitag gegen drohende Jobverluste demonstrieren. SVEN-MICHAEL VEIT

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