piwik no script img

das wetter: der alte sergeant

Die Sonne brannte erbarmungslos auf den fast kahlen Kopf des alten Sergeanten. Doch der stand tapfer da und tat seine Pflicht. Er bewachte die Überreste des maroden Turms. Wie er es damals geschworen hatte vor 43 Jahren, als seine Kameraden abzogen. Der alte Sergeant wusste, dass man ihn längst vergessen hatte bei seiner Einheit und den Menschen in der Heimat. Beim Stichwort Heimat verdrückte der alte Sergeant zwei Tränen, wie er es seit 43 Jahren jeden Abend um 18 Uhr tat. Hier auf seinem Posten „am Arsch der Welt“, wie der alte Sergeant lachend ausrief. Denn nach seinem Alter-Sergeant-Ritual kamen erst die Tränen, dann das Lachen und dann das Abendessen mit seiner Frau Emshi, mit der er sich seit 43 Jahren herumstritt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen