piwik no script img

Pippi an der Adria

FRAUEN Das FrauenFilmFestival in Stade zeigt zum 100. Internationalen Frauentag unter anderem „Die Rote Zora“

von Catharina Oppitz

Ist das jetzt nur ein subjektiver Eindruck oder wird der Frauentag von Jahr zu Jahr mehr gefeiert? Vielleicht schafft er es ja doch eines Tages, den bräsigen Muttertag als Frauen-Blumen-Überreich-Tag abzulösen. Der Blick in den Veranstaltungskalender für das Frauentagsprogramm im Norden fiel auf das kleine, feine FrauenFilmFestival in Stade.

Gezeigt wird in Stade unter anderem „Die Rote Zora“. Da können sich dann auch schon einmal die kleinen Jungs an den Gedanken gewöhnen, dass Mädchen etwas besser können als sie. Und Mädchen können sehen, wie es läuft, wenn man Chefin einer ganzen Bande ungewaschener Jungs ist.

Mit dem kroatischen Pippi-Langstrumpf-Pendant Zora verbindet die Verfasserin dieses Frauentagsartikels eine lange Freundschaft. Diese Freundschaft begann an einem Novembernachmittag in den 80er Jahren. Die fiese Grippe war schon fast vorbei, aber um wieder in die Schule zu gehen, war ich noch zu krank. Also immer noch im Bett liegen, wie öde! Rettung versprach der dicke Schmöker, den mir meine Mutter in die Hand drückte. Und auf einmal waren Regen und Langeweile vergessen, vor mir lag eine sonnendurchflutete Welt voller Abenteuer. Als ich einige Zeit später „Die rote Zora und ihre Bande“ im Fernsehen sah, verknallte ich mich natürlich heftig in den schönen Branko. So richtig rot war die gute Zora übrigens zwar damals leider doch nicht, denn wir hatten nur einen kleinen Schwarzweiß-Fernseher. Aber klasse war sie trotzdem: Sie konnte nämlich alles und das sogar besser als die Jungs. Sie war wild und eigensinnig und wusste genau, was sie wollte. Ihre Freiheit bedeutete ihr alles, gleichzeitig stellte sie die Regeln auf, ohne die die kleine Gemeinschaft nicht funktioniert hätte.

Nun aber zurück nach Stade: Zum mittlerweile vierten Mal gibt es in Stade das FrauenFilmFestival. Das Motto in diesem Jahr ist „Frauen in die Politik!“, interessierte Frauen können sich hier also auch auf die bevorstehende Kommunalwahl vorbereiten. Es gibt ergänzend zum Filmprogramm Infostände, an denen die Parteien ihre frauenpolitische Agenda präsentieren können, und einen Büchertisch.

Anja Rudnick, Dorit David und Patricia Harlos vom Improvisationstheater „Spielweiber – Immer das Theater mit der Politik“ werden den Tag über zudem immer wieder mit kurzen Szenen auftreten. Für das leibliche Wohl gibt es verschiedene Leckereien aus aller Welt, und eine Berufsschulklasse steuert den Nachtisch bei. Und als besonderes Angebot für alle Frauen, die auch Mütter sind, gibt es eine Kinderbetreuung.

Zu sehen sind die Filme „Visionen. Aus dem Leben von Hildegard von Bingen“, „Süperseks“, „Strajk – Die Heldin von Danzig“, „The Dixie Chicks: Shut Up & Sing“ und im Kinderprogramm „Die Rote Zora“.

Vom Internationalen Frauentag hat die rote Zora auf ihrer Uskokenburg hoch über der Adria wahrscheinlich zwar noch nichts gehört, aber zur Feier des Tages hätte sie dafür wahrscheinlich extra ein Huhn geklaut.

■ am Dienstag, ab 15 Uhr, Cinestar Stade

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen