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Daimler streicht 13.000 Jobs bei Chrysler

Wegen falscher Modellpolitik macht der US-Autobauer über 1 Milliarde Euro Verlust. Daimler streut Spekulationen über einen möglichen Verkauf. Kritische Aktionäre halten das für ein Täuschungsmanöver und fordern dennoch die Trennung

AUS BERLINSTEPHAN KOSCH

Rund 40.000 Arbeitsplätze hat Chrysler in den vergangenen Jahren bereits gestrichen. Doch das reicht der Führung von DaimlerChrysler noch nicht. Weitere 13.000 Stellen sollen bis 2009 in Nordamerika wegfallen, kündigte Vorstandschef Dieter Zetsche gestern an. Das sind 16 Prozent der Chrysler-Belegschaft. Ein Werk in Newark im US-Staat Delaware mit 2.100 Mitarbeitern wird komplett geschlossen, an anderen Standorten werden Schichten wegfallen und die Arbeitszeiten verkürzt. Denn wegen falscher Modellpolitik und schlechten Absatzzahlen machte Chrysler 2006 mehr als 1 Milliarde Euro Verlust.

Das Problem: 90 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Chrysler in Nordamerika, den größten Teil davon mit Minivans, Pick-up-Trucks und Geländewagen. Durch die steigenden Treibstoffpreise achten nun aber auch die Amerikaner auf den Verbrauch ihrer Autos – und lassen die Chrysler-Modelle beim Händler stehen. „Die Spielregeln des Marktes haben sich verändert“, erklärte Chrysler-Chef Tom LaSorda. Jetzt will er über 2 Milliarden Euro in die Entwicklung von sparsameren Fahrzeugen stecken. Für den Fall, dass das nicht klappt, hat DaimlerChrysler gestern schon mal gedroht. „Um die vorgesehenen Maßnahmen zu beschleunigen, wird keine Option ausgeschlossen, um die beste Lösung für die Chrysler Group und DaimlerChrysler zu finden“, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Das kann man als Vorbereitung auf ein Ende der vor knapp neun Jahren geschlossen Auto-Ehe sehen. Spekuliert wurde gestern jedenfalls viel, mögliche neue Partner wie Renault wurden ins Spiel gebracht. Der Aktie hat es genutzt, sie stieg um über 4 Prozent, was den gesamten DAX auf Sechsjahreshoch hievte. „Ein Verkauf von Chrysler wäre positiv für DaimlerChrysler“, begründete ein Händler.

Auch die kritischen Aktionäre der DaimlerChrysler AG sehen sich durch die aktuelle Entwicklung bestätigt. Sie hatten als einzige Aktionärsvereinigung gegen die Fusion gestimmt. Entsprechend forderte Sprecher Jürgen Grässlin gestern im Gespräch mit der taz die sofortige Trennung beider Unternehmen. Die Probleme seien von Anfang an absehbar gewesen.

Dennoch hält Grässlin die jetzt in den Raum gestellte mögliche Lösung von Chrysler für ein reines Täuschungsmanöver der Konzernspitze. Daimler-Chef Zetsche benutze diese Option wohl nur als strategisches Argument in den anstehenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften. „Zetsche ist durch die scheinbaren Sanierungserfolge bei Chrysler an die Konzernspitze gerückt. Er kann gar nicht anders, als daran festzuhalten“, sagte Grässlin.

Die Kritischen Aktionäre befürchten, dass Chrysler die Kernmarke Mercedes dauerhaft schädigt. „Der Zug fährt mit Vollgas auf den Abgrund zu“, sagt Grässlin. „Und wenn die Trennung von Chrysler nicht erfolgt, wird Mercedes-Benz mitgezogen.“

Noch ist es aber nicht so weit. Der Betriebsgewinn des gesamten Konzerns stieg um satte 300 Millionen auf 5,5 Milliarden Euro, was vor allem an der Lkw-Sparte und der wieder profitablen Mercedes Car Group lag. Letztere kaut zwar noch immer an den Umstrukturierungskosten bei Smart, doch die Marke, von der jetzt nur noch das zweisitzige Modell hergestellt wird, liegt zumindest bei der Produktion über Plan. Und ist für Daimler ein wichtiger Baustein für das US-Geschäft. Ab dem Jahr 2008 soll der Smart auch auf den US-Markt. Denn dieser biete aufgrund der steigenden Spritpreise „für Smart sehr gute Perspektiven“.

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