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„Mehr Pausen werden nötig sein“

Was passiert, wenn 66-Jährige ackern müssen? Berufsforscher Johann Fuchs kann sich gemischte Teams mit Arbeitsteilung vorstellen, aber auch Bezahlung je nach Leistung

taz: Herr Fuchs, die Rente mit 67 wird von 2012 bis 2029 schrittweise eingeführt. Heute beschäftigen die Betriebe aber nur sehr wenige Ältere. Wie wird die Realität in Unternehmen künftig aussehen, machen die Älteren dann dort einfach weiter?

Johann Fuchs: Die Arbeitsplatzgestaltung wird sich etwas ändern. Aus der Arbeitswissenschaft weiß man, dass es Möglichkeiten gibt, die Produktionsstrukturen so zu ändern, dass sie weniger belastend sind.

Wie muss man sich das vorstellen, werden dann etwa die Bänder anders getaktet?

Man kann mehr entlasten, etwa indem man den Leuten immer wieder mal eine Pause gibt. Dann gibt es die gemischten Teams, wo man sich die Arbeit entsprechend aufteilen kann.

Wenn Ältere langsamer sind, müsste man die Älteren künftig anders bezahlen können als die Jüngeren.

Es gibt heute schon in vielen Betrieben eine Bezahlung nach Leistung. Ob die Unternehmen da künftig noch mehr Modelle ausprobieren, wird sich zeigen.

Könnte es auch sein, dass die Unternehmen künftig mehr Schonarbeitsplätze einrichten, wenn sie 65-Jährige beschäftigen müssen?

Von den klassischen Schonarbeitsplätzen, etwa Pförtnerstellen, gibt es bei weitem nicht genug, um die Leute unterzubringen. Das ist auch keine Lösung, die die Betriebe selber anstreben.

Mehr Teilzeit für die Älteren wäre auch eine Möglichkeit, die Arbeit zu erleichtern.

Da gibt es eine Reihe von Ideen, vieles ist ja schon geltendes Recht, etwa Teilrenten. Auch eine echte Altersteilzeit, wo man tatsächlich bis zum Ende des Erwerbslebens in Teilzeit arbeitet, wäre eine Möglichkeit.

Könnte es auch sein, dass die Betriebe noch vehementer versuchen, die Älteren loszuwerden, weil sie die auf keinen Fall jenseits des 65. Lebensjahres beschäftigen wollen?

Diese Versuche, sich von den Älteren zu trennen, gab es ja immer. Aber ich glaube nicht, dass das mehr wird. Es würde für die Betriebe ja auch zu teuer. Sie müssten ja eine längere Zeit bis zur Rente vorfinanzieren.

Vielleicht werden viele Beschäftige künftig dann doch im 65. Lebensjahr oder früher mit hohen Abschlägen in die Rente gehen.

Über die Reaktion der Betroffenen wissen wir leider noch zu wenig. Es wird eine Kalkulation für jeden Einzelnen sein, ob er früher geht und dann weniger Rente bekommt, oder nicht. Wahrscheinlich werden viele versuchen, einen Kompromiss für sich zu finden.

Wenn die Betriebe nun Ältere länger behalten müssen, wird es dann für Leute, die jenseits der 50 ihren Job verloren haben, nicht erst recht schwierig, überhaupt noch etwas zu finden? Die Firmen lechzen doch dann nach Jüngeren, könnte man vermuten.

Wer heute als Älterer seine Arbeit verliert, hat es schwer, wieder etwas zu bekommen. Aber in Zukunft werden viele Betriebe ein Problem haben, Nachwuchs zu finden. Besonders kleinere und mittelständische Betriebe werden daher vielleicht etwas offener sein, auch Ältere zu beschäftigen. Oft läuft so etwas ja auch über persönliche Beziehungen. Und man kann ältere Arbeitslose ohne Weiteres befristet einstellen. Wenn die Rente mit 67 kommt, werden nach unseren Rechnungen langfristig 800.000 bis zwei Millionen mehr Leute auf dem Jobmarkt unterzubringen sein. Aber die Zahl der Arbeitskräfte nimmt bis zum Jahr 2050 demografisch bedingt um 18 Millionen ab. Das ist also noch einmal eine ganz andere Relation.

INTERVIEW: BARBARA DRIBBUSCH

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