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OFF-KINOFilme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Auf den ersten Blick mag es ein wenig zynisch wirken, die aktuelle japanische Natur- und Technikkatastrophe mit einem Film für Kinder im Vorschulalter in Zusammenhang zu bringen, der „Ponyo – Das große Abenteuer am Meer“ heißt. Aber japanische Kinderfilme unterscheiden sich deutlich von denen der westlichen Kultur, was Anspruch und Komplexität angeht – und auch darin, was man glaubt, kleinen Kindern „zumuten“ zu können. Und so muss eine der Hauptfiguren in „Ponyo“, der fünfjährige Sosuke, denn auch mit den Auswirkungen einer gewaltigen Sturm- und Flutkatastrophe in einem Küstenstädtchen umgehen, die der Animationsfilmer Hayao Miyazaki sehr eindrucksvoll und bedrohlich in Szene setzt. Doch die Art und Weise, in der die Protagonisten mit der Katastrophe umgehen, lässt durchaus Rückschlüsse zu auf die für uns so erstaunliche Ruhe und Besonnenheit der Japaner in der aktuellen Krise: Da ist von Panik keine Spur, und Sosukes Mutter denkt zu allererst einmal an die hilflosen Damen eines Altersheims, weshalb sie den Sohn und das Goldfischmädchen Ponyo in ihrem Haus inmitten der Überschwemmung auch allein lässt. Die beiden werden schon klarkommen – und das tun sie auch: Schon bald wird die Suche nach der Mutter inmitten der Überschwemmungslandschaft tatsächlich zum Abenteuer, zum großen Schritt für kleine Menschen hin zu größerer Selbstständigkeit. Die Natur hat bei Miyazaki immer auch etwas Mystisches (unter anderem gibt es hier eine gewaltige, sehr gelassene Meeresgöttin), die Technik hingegen stets etwas Zwiespältiges: Dem Zweifel, ob das Machbare auch immer die bestmögliche Lösung der Probleme ist, werden Miyazakis Helden in fast allen seiner Filme ausgesetzt. Und so spinnt Miyazaki auch in „Ponyo“ sein Dauerthema von der Zerstörung der Natur weiter und der Gewissheit, dass diese garantiert zurückschlägt. 18. 3.–23. 3. Moviemento

Auf einer anderen Ebene korrespondiert die Disney-3-D-Animationsproduktion „Rapunzel – Neu verföhnt“ (Tangled) mit „Ponyo“: Während sich bei Miyazaki die Titelfigur mit schierer Willenskraft von einem Goldfisch in ein Menschenmädchen verwandelt und anschließend die Menschenwelt mit der großen Neugier eines Kleinkindes erkundet, musste Rapunzel erst einmal achtzehn Jahre ihres Lebens abgeschieden in einem Turm verbringen, ehe auch sie mutig und neugierig in eine unbekannte bunte Welt der Abenteuer eintreten kann. Dabei spielen sich die quirlige Rapunzel und ihr Begleiter, der charmante Dieb Flynn Rider, die Dialogbälle beinahe in Screwball-Manier zu, und amüsante Musicalnummern um hartgesottene Schurken stehen neben dramatischem Sentiment und groß angelegten Actionsequenzen. Die gesamte Disney-Bandbreite wird hier mit viel Schwung, Witz und Stil präsentiert. Dieser Rückgriff auf europäische Märchen und die Stimmung traditioneller Disney-Filme in Verbindung mit neuster Animationstechnik kann als erstaunlich gelungen angesehen werden. 17. 3.–23. 3., Alhambra, Kulturbrauerei, Casablanca LARS PENNING

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