piwik no script img

Murrend auf’s Sonnendeck

FESTIVAL II Indie und Elektro: das „Dockville“ in Wilhelmsburg

Es ist wie ein Klassentreffen. Man kennt sich. Dazu gehört auch, dass schon gemurrt wird, wenn sich alle mit ihren Rädern im Elbtunnelaufzug treffen: über die vielen aufgestylten anderen – „wir sind ja nicht bei der ‚Fusion‘“ –, über den Anfahrtsweg und darüber, dass das Festival „MS Dockville“ von Jahr zu Jahr kommerzieller geworden sei. Wo sich früher noch gratis und bei mitgebrachtem Bier auf dem Kunstcamp rumhängen ließ, gibt’s heute Eintritt und Tresen.

Unter der Kommerzialisierung – oder, aus anderer Perspektive, Professionalisierung –, auf deren Erwähnung Festivalsprecherin Janna Rath erwidert, das Dockville sei doch „nahezu werbefrei“, hat aber manches nicht gelitten: Die Gestaltung des Geländes zum Beispiel, die jedes Jahr mit neuen Kunstwerken und -aktionen überrascht, und auf dem sich viele freundliche Sitzgelegenheiten finden. Dieses Jahr neu dabei: ein Zirkuszelt als Sonnendeck.

Und da war ja noch was, das Line-up: Auch in diesem Jahr wurde wieder sowohl Bekanntes als auch kaum Entdecktes aus dem Indie- und Elektro-Bereich gebucht. So spielen als Headliner „Die Antwoord“ Rap aus Südafrika, und die Hamburger werden ihre Locals wiedersehen: RSS Disco, Pruzza oder auch Samy Deluxe, der am Sonntag auftritt, dem einzigen Tag, für den es „noch einige wenige Tickets gibt“, sagt Rath.

Wenn sich dann, wie jedes Jahr, am späten Sonntagabend die Hamburger verstaubt und angeschickert wieder mit ihren Rädern beim Anstehen im Elbtunnel treffen, dann werden sie sagen: „War okay, aber früher, also, da war’s echt noch besser.“  STE

■ Fr, 15. 8., bis So, 17. 8., Reiherstieg-Hauptdeich. Für den Sonntag gab es bei Redaktionsschluss noch Restkarten. Internet: http://msdockville.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen