piwik no script img

bert van marwijkHalbwertszeiten

Nichts ist so alt, wie die Nachricht von vor fünf Minuten. Der sehr späte Siegtreffer von Borussia Dortmund über Wolfsburg war wenige Atemzüge nach dem Abpfiff nicht mehr interessant. Unmittelbar nach Spielende verkündete BVB-Trainer Bert van Marwijk, dass er den Verein am Ende der Saison verlassen wird.

Eigentlich sollte die Nachricht erst vor der Winterpause veröffentlicht werden, um die Vorbereitung auf das kommende Derby beim FC Schalke nicht zu stören. Doch eine Indiskretion zwang den Verein zum Handeln.

Überraschend kommt der Schritt dennoch nicht. Van Marwijk musste zuletzt jede Menge Kritik über sich ergehen lassen. Er sprach von „mangelndem Respekt“ und beklagte „fehlende Unterstützung“ im Verein.

Im Sommer 2004 kam van Marwijk zum vermeintlichen europäischen Topclub Borussia Dortmund – in der Hoffnung, Großes aufzubauen. Doch der Verein stand vor dem Konkurs. Selbst die Verpflichtung von Schwiegersohn Mark van Bommel konnte van Marwijk nicht durchsetzen – trotz mündlicher Zusage und einer Ablöse von 3 Millionen Euro. „Da ahnte ich, wie schlimm es um den Verein stand“, sagte der Niederländer. Statt auszusteigen, brachte er Nachwuchsspieler wie David Odonkor, Marc-André Kruska oder Nuri Sahin in die Bundesliga und leistete den sportlichen Beitrag zur Konsolidierung des BVB. Die Unterstützung war da.

Doch Mittelmaß reicht den Dortmundern schon lange nicht mehr. „Es macht mich schon nachdenklich, dass wir in den letzten drei Heimspielen nur zwei Treffer erzielt haben. Das sollte die sportliche Leitung mal thematisieren“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor zwei Wochen nach der 1:2-Niederlage gegen Hertha BSC Berlin. Auch die Fans forderten nun die Ablösung des Trainers.

Ob van Marwijk die Saison in Dortmund zu Ende trainieren wird, hängt von einer anderen Personalie ab. Thomas van Heesen, zurzeit erfolgreicher, aber unzufriedener Trainer in Bielefeld, steht spätestens seit dem Auftritt der Arminen im Westfalenstadion auf dem Wunschzettel des BVB. „Die Bielefelder haben mir heute schon imponiert“, sagte Watzke nach dem 1:1 Anfang November. Seit Samstag steht Bielefeld wieder hinter Dortmund. Für beide Trainer ein optimaler Zeitpunkt, die Brocken hinzuschmeißen. HOLGER PAULER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen